BIÖRN, die Öko-Regionalinitiative Nord e.V., hat sich einen pfiffigen Ansatz überlegt, um die Menschen der Bioläden, Höfe und Hersteller gemeinsam mit der Frage „Welches Bio wollen wir“ ins Gespräch zu bringen. Die Idee ist bereits mehrfach in der Praxis erprobt, wie Ute Thode, Vorstandsmitglied von BIÖRN, berichtet. Zum Nachmachen empfohlen!

BIÖRN wurde vor 5 Jahren von Menschen der Höfe, Hersteller und des Handels gegründet, die sich für regionale Wertschöpfungskreisläufe und für lebendige Begegnungen zwischen Stadt und Land engagieren. Ute Thode hat für BIÖRN das Veranstaltungskonzept „Welches Bio wollen wir?“ als Kommunikationselement entwickelt. Beruflich ist sie bei dem regionalen Bio-Großhändler Grell Naturkost GmbH tätig.

Biörn lässt reden!

Grob skizziert läuft die Veranstaltung folgendermaßen ab:

Ein Bioladen wählt Ort und Zeit für die zwei- bis dreistündige Veranstaltung. Mit Plakaten wird öffentlich eingeladen. Wichtig ist, dass auch die MitarbeiterInnen des Ladens daran teilnehmen können. BIÖRN kümmert sich um 4 bis 5 regionale Erzeuger oder Hersteller. Kurze Impulsreferate sind vorgesehen.
Aber die Moderatorin der Veranstaltung legt danach Wert auf eine Vorstellungsrunde, in der die Teilnehmer kurz erzählen, mit welcher Frage sie gekommen sind. Aus den genannten Themen werden Arbeitsgruppen mit 6 bis 8 Personen gebildet. Hintergrund der Veranstaltung bilden die Fragen: was braucht die Region, um ins Miteinander und ins Handeln zu kommen? Was erwarten wir von der Landwirtschaft, wie kann sie das leisten? Ganz flexibel werden gerade auch aktuelle und regionale Themen aufgenommen. Oft sind es Fragen zu Tierwohl und zum EU-Bio.

Damit die Gruppen arbeiten können, braucht es dann nur noch ein paar Tische, die mit Papier belegt sind, und Filzstifte, um die Diskussionsbeiträge darauf festzuhalten. Nach dem Motto, die Mischung macht’s, achtet die Moderatorin darauf, dass an jedem Tisch die geladenen Fachleute der Höfe und Hersteller sitzen. Mit der Methode der Weltcafés  kommen so die Gäste miteinander ins Gespräch.

Auf der Website von BIÖRN steht: „Der Abend bringt mehr Fragen als Antworten, er lebt von der Lebendigkeit im Miteinander und dem Impuls der Aktivität für die Region.“ Das wollen wir doch konkreter wissen und wer kann da besser Auskunft geben als Ute Thode!

Was nehmen die TeilnehmerInnen, also die Kunden, die Ladenmitarbeiter, die Erzeuger und Hersteller aus der Veranstaltung mit?
Ute Thode: Die Kunden wollen wissen, was die Verbandsbetriebe für die Allgemeinheit mehr leisten als die EU-Biostandardbetriebe?
Die Bauern erzählen gerne von ihrer Arbeit und ihrem Engagement. Der Lämmerhof aus unserer Region versucht erfolgreich Naturschutz und Naherholung im Getreidebau und im Grünland voranzubringen und setzt mit dem Wildartenfreundlichen Anbau ganz neue Maßstäbe. Wenn Detlef Hack begeistert vom Vorkommen der Lerchen, Pieper, Schmätzer und Bekassinen schildert, hört man fast die Vogelstimmen mit.

Was bezahle ich beim Milchpreis alles mit? Auch unsere ÖkoMelkburen  kümmern sich nicht nur um kräuterreiches Grünland und gute Stimmung beim Melken, sie engagieren sich auch für den Erhalt der regionalen Meierei, damit die Milch schonend verarbeitet wird. Und um dem Wunsch nach Tierwohl mehr nachzukommen, dürfen die Kälber in den ersten Wochen nach der Geburt bei der Milchkuh mitlaufen. So hat sich aus dem städtischen Impuls heraus die muttergebundene Kälberaufzucht entwickelt.

Bei unserer Hamfelder Bauernmeierei ist es selbstverständlich, dass der Preis die Wirtschaftlichkeit und die Zukunftsfähigkeit der Betriebe ermöglicht. Dafür muss man als Meierei und als Höfe gemeinsam einstehen, dann verstehen es auch die Kunden. Und sie können es dann als Multiplikatoren wiederum außerhalb der Branche weitergeben.

Anhand der Gesprächsrunden erleben die Menschen die Dringlichkeit von Fragen und erhalten dazu eine authentische Antwort. Dieses Mithören und Mitschwingen ist oft entscheidend, um die Antworten zu erinnern. Persönliche Begegnungen sind nichts Neues, aber sie erhalten in den Weltcafés einen entscheidenden höheren Stellenwert. Die Mitarbeiter der Bioläden lernen ihre Lieferanten oft erstmals persönlich kennen, da der Großhandel die Logistik fährt. Ein zweiter Kontakt ist dann hinterher viel einfacher.

Gibt es für Sie eine besonders bemerkenswerte Erkenntnis, die Sie aus den Veranstaltungen gezogen haben?
Ute Thode: Bio ist und bleibt eine Bewegung. Wir haben ein gemeinsames Anliegen, für die Region, für die Zukunft. Die Menschen erleben, wie einfach es ist, über die Themen der Zeit miteinander zu reden und ins Miteinander zu kommen. Auch wenn wir aus so scheinbar unterschiedlichen Welten in Stadt und Land kommen, ist es berührend, dass unsere Wünsche ähnlich sind: Ethische Unternehmen, Tierwohl, Saatgut ohne CMS-Technik (#link auf einen Artikel von uns), sondern nachbaufähig, Ernährungssouveränität etc. Wir sehnen uns eigentlich Alle nach einer Kultur der Verantwortung und der Werte, nach einer Kultur des Miteinanders.

Wenn Sie noch einen plastischeren Eindruck brauchen:
Hier können Sie Bilder und Kurztexte aus den Veranstaltungen sehen.