Die weltweite Pandemie hat den Glauben an die Globalisierung massiv erschüttert. „Buy local“ feiert ein furioses Comeback. Die Umsätze von regionalen Abokisten, Lieferdiensten und Hofläden steigen rasant. Wie erleben die Anbieter die Coronazeiten?  

In der Höhenberger Biokiste steht das Telefon nicht mehr still. Der Biobetrieb kann gar nicht alle Anfragen annehmen und muss entscheiden, wen man beliefert. Geschäftsführer Jochen Saake hat zwei neue Lieferwagen angeschafft und neue Packer und Fahrer eingestellt – in der Hoffnung, dass auch die Kunden nach Corona loyal bleiben. Normalerweise werden von der Höhenberger Biokiste pro Woche 2.800 Kunden im Umkreis von 50 Kilometern beliefert. Telefonisch oder über das Internet kann man regionale Lebensmittel bis hin zum kompletten Bioladen-Sortiment bestellen. Obwohl die sonst belieferten 300 Schulen und Kindergärten geschlossen, hat die verstärkte Nachfrage der Verbraucher die Umsatz nahezu verdoppelt. Die Biokiste kann sich zudem über eine außergewöhnliche Anerkennung freuen. Menschen wollen Geld spenden oder bei der Auslieferung helfen. Auch in den sozialen Medien erfährt das Unternehmen derzeit viel Lob und Zustimmung.

Gemeinsma mit 41 anderen Bio-Unternehmen ist die Höhenberger Biokiste im Verband  Ökokiste e.V .  zusammengeschlossen. Bundesweit beliefern die Mitglieder insgsamt rund 60.000 Kunden. “Die Umsätze sowie die Bonwerte sind bei allen Betrieben enorm gestiegen”, bestätigt Martina Schmid von der Geschäftsstelle des Verbandes. Wie viel davon nach der Krise bleibe, werde sich zeigen. Sie geht jedoch von einem insgesamt etwas höheren Gesamtniveau aus.  „Wir freuen uns, dass sich so viele für eine Ökokiste interessieren. Dafür sagen wir von Herzen Danke. Nun ist es bei einigen Betrieben aber schon so weit, dass sie trotz größten Engagements nicht mehr Schritt halten können: Irgendwann sind die Kapazitäten eines Lieferwagens oder einer Packstraße einfach erschöpft“, erläutert Schmidt.  Dass es nun Wartelisten gibt und man die Verbraucher vertrösten müsse, tue in der Seele weh. Schließlich bemühe man sich seit Jahren darum, einen Markt für hochwertige Bio-Lebensmittel zu schaffen und damit den ökologischen Landbau stärken.

„Wir arbeiten auf Hochtouren, müssen aber einen Aufnahmestopp für Neukundinnen und Neukunden einhalten, um mit dem Ansturm fertig zu werden“, bedauern auch Ökokiste-Mitglieder Victoria und Jörg Schulze Buschoff, von Ökullus in Münster. Bei den räumlichen, logistischen und personellen Kapazitäten stoße das Unternehmen an seine Grenzen. Hinzu komme, dass der Wareneinkauf derzeit deutlich zeitaufwändiger sei. Das Ökullus-Team verweist Neukunden daher derzeit auf die Marktstände in Münster.

Wie anfällig die globalen Lieferketten sind, hat sich in der Pandemie gezeigt. Um die Lebensmittelversorgung zukunftssicher zu machen,  fordert ein breites Bündnis verschiedenster Regionalakteure daher eine Stärkung der lokalen Versorgungsstrukturen  und eine De-Globalisierung in der Ernährungswirtschaft.

Weitere Infos:

https://www.fairbio.bio/die-krise-als-chance-zum-wandel/

https://www.oekokiste.de/betriebe/