Bio etabliert sich im Mainstream. Die Ausweitung der Absatzwege beschert Bioproduzenten neue Käufergruppen, aber auch neue Herausforderungen. Wie können Fairness und Transparenz  der Wertschätzungskette im Wachstumsmarkt weiterhin gesichert werden? FairBio-Unternehmen setzen hier ein klares Zeichen. 

Die Biobranche ist einst für ein anderes Wirtschaften angetreten. Mit fairen und transparenten Lieferbeziehungen bleiben die Mitglieder des FairBio Vereins diesen Werten auch heute treu. „Mit der partnerschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Erzeugern und Verarbeitern sowie einem zertifizierten Prüfkonzept unterscheiden wir uns dabei deutlich von anderen Bioanbietern“, sagt FairBio Vorstand Klaus Engemann.

Klaus Engemann, Biolandhof Engemann

Auch in Zeiten von dynamischem Marktwachstum setzt der Bioland-Landwirt und Großhändler auf eine stabile Verbindung zwischen Erzeuger, Erfasser, Verarbeiter und Handel: „In dieser Struktur müssen wir die Wertschöpfung vernünftig verteilen. Nicht nach dem Kriterium, wer hat die Macht, sondern in einem gemeinsamen Weg nach vorne.“ Feste Partnerschaften und regionale Kooperationen sind für ihn dabei ein entscheidender Erfolgsfaktor. „Voraussetzung für eine erfolgreiche Kooperation ist immer, sich auf Augenhöhe zu begegnen, miteinander zu reden und tolerant zu sein“, so Klaus Engemann.

„Wir handeln im Einkauf nach der Maßgabe: Gesunde Lebensmittel aus gesunden Strukturen. Dabei haben sich drei wichtige Aspekte herauskristallisiert: langfristige Lieferantenbeziehungen, eine moderate Preisgestaltung sowie ein empathisches Wirtschaften“, erläutert Boris Voelkel, FairBio-Vorstand und Geschäftsführer Einkauf der Naturkostsafterei Voelkel. „Wichtig ist für mich, dass man sich an runden Tischen einander ins Bild setzt und die Bedürfnisse des Partners gegenüber versteht. Wir sind nicht in dem sonst üblichen Kampfmodus, sondern sehen uns mit den Landwirten in einem gemeinsamen Raum für Entwicklung. Wenn man jedes Jahr verlässlich vom selben Lieferanten zum halbwegs stabilen Preis kauft, haben beide Seiten eine hohe Planungssicherheit. Mal profitiert der eine, mal der andere.“

 

Boris Voelkel, Geschäftsführer Einkauf, Voelkel Naturkostsafterei 

„Bio war ein Impuls für eine kontinuierliche Bewegung. Wir müssen heute wieder Pionierhaltung einnehmen, uns positiv abgrenzen und neu legitimieren“, appelliert Boris Voelkel an die Branche. „Die heimische Herkunft hat durchaus ihren Stellenwert im Naturkostfachhandel, wird aber finanziell nicht unbedingt honoriert. Mit langfristigen Lieferbeziehungen zu heimischen Landwirten könnte sich der Fachhandel durchaus den Erhalt der gesunden Strukturen werbewirksam auf seine Fahnen schreiben.“

Den ersten Impuls für faire Preise für heimisches Bio setzte die Upländer Bauernmolkerei bereits im Jahr 2005 mit der Einführung ihrer „Erzeuger-fair Milch“. Der Vorstoß zeigte, dass der Verbraucher durchaus bereit ist, einen Preisaufschlag zu zahlen, wenn er weiß wofür. Um das Thema Fairness für heimisches Bio stärker ins Bewusstsein von Erzeugern, Händlern, Verarbeitern und Verbrauchern zu rücken, wurde im Jahr 2017 das FairBio-Label neu entwickelt. Das Fundament des Vereins ist der Wunsch seiner Mitglieder, einen gemeinsamen sozialen Prozess in der Biobranche zu gestalten.