Betriebe, die hohe Umweltleistungen für die Gesellschaft erbringen, werden derzeit dafür nicht angemessen honoriert. Berechnungsmodelle sollen nun Abhilfe schaffen und den Mehrwert konkret beziffern. FairBio stellt eine Methode am Beispiel des Biolandhofes Engemann vor.

210.738,00 Euro zusätzlich für Umwelt und Gemeinwohl – so viel erbringt der Biolandhof Engemann durch sein nachhaltiges Wirtschaftskonzept pro Jahr für gesellschaftliche Leistungen. Bislang gab es kaum praxisreife Modelle, um diesen Benefit für die Gesellschaft in Euro zu beziffern. Im Rahmen eines wissenschaftlichen Projektes hat der Biohof mit der Regionalwert-Leistungsrechnung nun eine konkrete Kalkulation erstellt.

Mit den Ergebnissen des Berechnungsmodells können Landwirte transparent machen, welche Leistungen sie jährlich für ökologische, soziale und ökonomische Nachhaltigkeit in ihrer Region erbringen. Damit ist eine Basis dafür geschaffen, die Leistungen für das Gemeinwohl individuell zu entlohnen und auch in den Lebensmittelpreisen entsprechend zu spiegeln.

„Ich war erst skeptisch – noch ein Tool, weitere Kosten. Aber das Ergebnis war beeindruckend. Wir können mit der Berechnungsmethode nun den unternehmensindividuellen Mehrwert unserer Biolandwirtschaft sichtbar machen.“, sagt FairBio-Vorstand Klaus Engemann.

Nachhaltig punkten kann der Biohof dabei insbesondere im Bereich Ökologie. So erbringt der Betrieb unter anderem mit Düngung, Fruchtfolge sowie Wasserschutz eine Nachhaltigkeitsleistung von 125.414 Euro. Auch die regionale Aufstellung des Unternehmens schlägt positiv zu Buche. So werden wirtschaftliche Souveränität und Vernetzung in regionalen Wirtschaftskreisläufe mit rund 64.688 Euro bewertet. Mit der Beschäftigung von Fachkräften, dem Geschlechterverhältnis sowie Pädagogik und Weiterbildung erreicht das Familienunternehmen zudem im Bereich Soziales gute Werte. Unterm Strich ermittelte die Regionalwert-Leistungsrechnung für den Biohof Engemann im Wirtschaftsjahr 2020/21 einen Wert von insgesamt 1.297,00 Euro pro Hektar.

Auf dieser Grundlage will der Biolandhof mit seinen zuliefernden landwirtschaftlichen Betrieben ein gemeinsames Preismodell entwickeln und mit seinen Abnehmern Preise für besondere Leistungen vereinbaren. In den vergangen 30 Jahren hat das Biounternehmen Engemann insgesamt sechs Betriebskooperationen mit zehn Gesellschaftern gegründet. Neben der Landwirtschaft ist das Unternehmen zudem als Bündler für Obst, Gemüse und Getreide aktiv. „In unseren Verhandlungen mit den Abnehmern setzen wir auf den nachhaltigen Mehrwert unseres Handelsunternehmens. Dafür haben wir uns FairBio-zertifizieren lassen und zudem eine GWÖ-Bilanz erstellt“, erklärt Klaus Engemann. Nun kann der Biohof auch für den gesellschaftlichen Mehrwert im Bereich Landwirtschaft erstmalig konkrete Zahlen liefern und damit bei seinen Abnehmern punkten.

„Die Anwenderinnen und Anwender spiegeln uns, dass die Regionalwert-Leistungsrechnung das bislang praxisnahste Tool ist, um die Landwirtschaft nachhaltiger zu machen“, freut sich Stefan Gothe, Geschäftsführer der Regionalwert Impuls GmbH, bei der Projektvorstellung auf der Sommer-Edition der Biofach in Nürnberg. Mit der buchhaltungsnahen Methode könne die Nachhaltigkeitsleistungen der Landwirtschaft zukünftig direkt vergütet werden. Damit werde man zugleich dem Anspruch „öffentliche Mittel nur für öffentliche Leistungen“ gerecht.

Ergebnis Biolandhof Engemann: