Die Genossenschaft als Unternehmensform ist wieder im Kommen. Um regionale Strukturen für Bio zu sichern und die Wertschöpfungskette aktiv mitzugestalten, bietet das Modell viele Vorteile. FairBio zeigt einige Beispiele auf.

Wenn der Strukturwandel in der ökologischen Lebensmittelwirtschaft weiter anhält, werden die regionalen Wertschöpfungsketten in wenigen Jahren zusammenbrechen. Verschiedene Initiativen versuchen derzeit diesem Trend gezielt entgegenzusteuern.

So ist nun die Fair-Bio-Genossenschaft auf den Weg gebracht. „Der Verbraucher muss wissen, welche Strukturen er mit dem Kauf seiner Biolebensmittel unterstützt“, erläutert Initiator Hermann Heldberg das Gründungsmotiv. Die Fair-Bio-Genossenschaft i.G. steht für eine Gegenbewegung zum wachsenden Big Business im Biosegment. Die acht Gründungsmitglieder Voelkel Naturkostsafterei, Bauck, Bohlsener Mühle, Ökoland, Apfelhof Augustin, Gemüsehof Müller Oelbke und Naturkost Erfurt und Naturkost Elkershausen vereint ein gemeinsames Ziel: die Wertschöpfungskette vom Landwirt über den regionalen Verarbeiter und Händler bis zum Verbraucher unter einem Dach zu bündeln.  Hier eine Übersicht zu den Aufgaben von Verein und Genossenschaft.

Für Stefan Voelkel ist das Genossenschaftsmodell eine ideale Form, um Kunden von Anfang an stärker in Produktkonzepte einzubinden: „Für uns als Naturkostsafterei ist der Kontakt zu den regionalen Anbauern und Konsumenten sehr spannend. Beispielsweise können wir so den Gedanken der Bio-Streuobst-Kultivierung weiter verfolgen, mit den Mitgliedern gemeinsam Flächen suchen oder Ernte-Aktionen starten. Zudem können Ladner Patenschaften für bestimmte Streuobstwiesen übernehmen.“

Auch für inhaltliche Themen wie alte Obstsorten und samenfeste Gemüsesorten biete die Genossenschaft eine gute Plattform, zur direkten Kommunikation. „Kleinere Kreislaufsysteme sind offener für neue Ideen. Das Minimieren von Verpackung oder neue Pfandsysteme können in kleineren Strukturen leichter umgesetzt werden“, erklärt Stefan Voelkel.

Dass diese Idee in der Praxis gut funktionieren kann, beweist eine Erzeuger-Verbraucher-Genossenschaft seit mehr als drei Jahrzehnten im Raum Lübeck. Mit rund 800 Mitglieder sichert die EVG Landwege den Absatz von 30 Biohöfen im Raum Lübeck mit einer starken Verankerung regionaler Sortimente in fünf eigenen Biomärkten.Bio aus nächster Nähe“ kommt beim Kunden an.

Auch im Süden Deutschlands initiierten die langjährigen Bio-Akteure Der Marktladen in Tübingen, die Fischermühle/B2 in Balingen/ Rottweil und der Bioland-Betrieb Hofgut Martinsberg die Gründung der Ökologischen Genossenschaft Xäls. Für alle Nicht-Schwaben: Xäls nennt man in der Region Marmelade. „Wir sind genauso eine konzentrierte Mischung, von hier, stehen für Tradition und Bodenständigkeit, sind „selbstgemacht“, alltäglich und deshalb: Xäls-Genossenschaft“, teilen die Genossen mit. Xäls stehe für Vielfalt im Anbau, im regionalen Angebot und in der Kulturlandschaft. Die große Mehrheit der Mitglieder sind Verbraucherinnen und diese bestimmen über Kurs und Inhalt der XälsArbeit.

Das Genossenschaftsmodell ist auch eine Option für die Nachfolge-Regelung von gut eingeführten Biomärkten. Um den eigenständigen Biomarkt zu erhalten, starteten die Füllhorn Mitarbeiter einen Aufruf bei ihren Kunden zur Gründung einer Genossenschaft. Ab zwei gezeichneten Anteilen von zusammen 1000 Euro kann sich jeder in die basisdemokratische Genossenschaft einbringen. Bis Mitte 2020 muss ein Eigenkapital von 1,5 Millionen Euro aufgebracht werden, um den traditionsreichen Bio-Treffpunkt in Karlsruhe zu erhalten. Die Botschaft kommt an. Bis Ende Januar erhielten die Initiatoren bereits Zusagen in Höhe von 1,13 Millionen Euro.

Weitere Infos:

Gründung der Fair-Bio Genossenschaft

Interview mit Hermann Heldberg „Genossen gegen Konzerne“