Das Klima wandelt sich und damit auch die Grundlagen der weltweiten Lebensmittelproduktion. Auf dem diesjährigen Bundestreffen der Regionalbewegung skizzierte Wilfried Bommert, Institut für Welternährung in Köln, eine Ernährungswende durch die Konsumenten.

 

Die Biobranche ist mit dem System der Kreislaufwirtschaft bestens vertraut. Jetzt erhält dieses Grundprinzip Unterstützung durch neue Akteure. Wiederkehrende Wetterextreme mit Starkregen und langen Dürreperioden haben engagierte Konsumenten für das Thema Lebensmittelversorgung sensibilisiert. „Es findet eine kollektive Umorientierung statt“, erklärt Wilfried Bommert, Sachbuchautor und Sprecher des World Food Institute – Institut für Welternährung e.V. Berlin  auf einer Podiumsdiskussion in Frankfurt.

Mit einer neuen Leidenschaft für Lebensmittel vollzieht sich derzeit eine Ernährungswende auf der Konsumentenebene. Verschiedene alternative Netzwerke zur Nahrungsversorgung  konnten sich bereits im Markt etablieren. Die Palette reicht von der Solidarischen Landwirtschaft (SoLaWi), Food Coops, Selbsternte, Food Assenblies, Essbare Städte bis hin zu Regionalwert AGs. In diesen Projekten arbeiten Landwirte und Verbraucher direkt zusammen. Ihr gemeinsames Ziel ist es, mehr Sicherheit, Nähe und Transparenz in der Lebensmittelkette herzustellen.

„Die heutige Agrarindustrie basiert auf riesigen Feldern und Ställen. Diese Strukturen sind in der Futtermittelbeschaffung wie auch in der Produktvermarktung von einem globalen Kreislauf abhängig. Doch wo sollen diese Futtermittel zukünftig herkommen, wenn Brasilien als zentrales Produktionsland für Futtermittel klimabedingt seine Sojaernte nicht mehr eingefahren kann?“, fragt Bommert. Die internationalen Warenströme seien unsicher und die Prognosen für das zukünftige Klima nicht günstig. Veränderte Wetterbedingungen bringen die Ernten ebenso in Gefahr wie neue Schädlinge. Die Kosten steigen, Anbaugebiete verlagern sich und in den heimichen Supermärkten wird Nahrungssicherheit nur für 3 Tage gewährleistet, argumentiert Bommert.

„Die heutige Situation ist über eineinhalb Generationen entstanden. Wir können in einem solchen Zeitraum die Dinge auch wieder neu justieren“, prognostiziert der Journalist. „Die Bauern, die hier in unserer Region wirtschaften, sind geerdet und bieten gleichzeitig ein enormes Potenziale. Sie schaffen Einkommen in der Region und sichern den sozialen Background, von dem wir alle am Ende leben“, so Bommert.

Die neuen alternativen Konzepte zur Nahrungsversorgung sind für Bommert Vorreiter einer neuen Bewegung zurück zu regionalen Wertschöpfungsräumen. „Wir haben in unserem Ernährungssystem so viele Puffer, dass wir vor einer Umstellung auf eine regionale Lebensmittelversorgung keine Angst haben müssen.“ So werde Europa bislang mindestens ein Drittel der produzierten Lebensmittel weggeworfen. Man habe zudem einen Energiepuffer: statt aus Mais auf dem Acker, Strom zu machen, können man dort Lebensmittel produzieren und die Energie von der Sonne holen.

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