Transparenz und Nachhaltigkeit prägen die neue cibaria Hafenbäckerei in Münster. Statt für einen Neubau Land auf der grünen Wiese zu versiegeln, hat das Unternehmen eine citynahe Lagerhalle mit innovativen Ideen umgebaut.

„Handwerk muss sich beweisen. Wer bei uns Brot kauft, kauft handwerklich gemachtes Brot und das wollen wir sichtbar machen.“, sagt cibaria-Chefin Rike Kappler. In der Architektur der neuen Hafenbäckerei haben die Münsteraner:innen diesen Anspruch an Transparenz konsequent umgesetzt. So blickt man im Erdgeschoss durch eine holzverkleidete Fassaden-Einlassung durch große Fenster direkt in die Produktion, ohne das Gebäude zu betreten. „Die großen Sichtfenster sind mehr als ein Symbol“, sagt Rike Kappler. „Mit der Hafenbäckerei bleiben wir nah am Menschen, mitten in der Stadt, mit kurzen Wegen, erreichbar, sichtbar und transparent.“

Auch das Café wurde innerhalb des Gebäudes so platziert, dass die Kund:innen das Geschehen in der Backstube miterleben können. Die Blickachse funktioniert natürlich ebenso umgekehrt – auch die Bäcker:innen können sehen, wer ihre Produkte genießt. Der Sitzbereich im Café ist mit Holzstühlen und Filzauflage schlicht und puristisch gestaltet und fügt sich damit stimmig in das Gesamtkonzept. Für Harmonie sorgt zudem der einheitliche Fliesenspiegel im Gebäude, der symbolisiert, dass alle auf einem Boden stehen.

Transparenz gilt in der Hafenbäckerei auch bei anderen Gewerken: cibaria ließ alle Elektro- und Lüftungsanlagen offen sichtbar montieren. „Wer mit gutem Material arbeitet, braucht nichts zu übertünchen. Das ist Natur und von sich aus gut, so wie es ist“, erläutert Rike Kappler die Grundsätze der Biovollkornbäckerei. Die beteiligten Handwerker:innen haben die Herausforderung in Münster angenommen und das offene Konzept auch im Technikbereich erfolgreich umgesetzt.

 

Das Besondere am Bauprojekt Hafenbäckerei ist für Architekt Jirka Lux, Archplan, dass sich das Thema Nachhaltigkeit in der gesamten Konzeption widerspiegelt: „Es galt alles zu bewahren, was bereits stand, in Funktion war und der künftigen Nutzung diente“. Wie beim Backen, gilt für Cibaria auch beim Bauen „so regional wie möglich“. Ganz bewusst fiel daher auch die Entscheidung, heimische Douglasie für die Holzfassade zu verwenden.

Die neue Bäckerei ist nach KfW-Energieeffienzgebäude 70 ausgelegt, sehr gut gedämmt und mit energieeffizienter Technik wie Wärmerückgewinnung ausgestattet. Die Abwärme der Öfen wird vollständig für die Fußbodenheizungen im ersten und zweiten Obergeschoss genutzt und sorgt dort für ein angenehmes Raumklima. Nachhaltig ist auch die Möblierung der Büros: cibaria konnte dafür hochwertige Secondhand-Möbel der Lufthansa übernehmen. „Mit dem upgecycelten und ökologisch aufgewerteten Umbau hat unser Handwerk eine Bühne bekommen und inszeniert sich nun im angesagten Viertel der Stadt“, freut sich Marketingleiterin Sophia Siemes.

Zufrieden mit dem Ergebnis ist auch der verantwortliche Architekt Jirka Lux: “Ich empfinde Architektur als gelungen, wenn sie eine gewisse Konsequenz ausstrahlt. Und wenn man das Gefühl hat, es ensteht nicht nur ein Gebäude, sondern ein Ort  – und das Gebäude gehört genau dort hin.”

Der BlogBeitrag mitsamt Fotos ist eine Kurzfassung des Artikels “Gebaute, gelebte und gebackene Nachhaltigkeit” mit freundlicher Genehmigung des Stylus-Magazins .

Quelle: stylus Magazin MS/OS, Ausgabe 2/2021, Fotos: al. architektur & lichtbild, Text: Katja Beiersmann