Die Tierhaltung steht massiv in der öffentlichen Kritik. Der Handel reagiert darauf mit eigenen Tierwohl-Labeln und Werbeverzicht. Welche Rolle spielt Fairness in der Fleischbranche?  

Die Werbeblätter für billiges Fleisch erzielen nicht mehr die gewünschte Wirkung. So geriet beispielsweise Edeka für eine Werbeaktion, bei der Hähnchenschenkel für nur 15 Cent angeboten wurden, in einen medialen Shitstorm und sah sich in Erklärungsnot. „Bei dem Angebot handelte es sich um eine begrenzte Werbeaktion. Der Angebotspreis hatte in diesem Fall keinen Einfluss auf den Erzeugerpreis, den die Landwirte erhalten, sondern ging zu Lasten des Groß- und Einzelhandels“, reagierten die Hamburger auf die massive Kritik.

Einige Handelsriesen überdecken nun ihre Werbestrategie für Fleisch. In den Niederlanden hat Lidl nach Angaben der Tierschutzorganisation Wakker Dier zugesagt, die Zahl der Aktionen mit konventionell erzeugten Fleischartikeln um 20 Prozent zu reduzieren.

Hierzulande gehen ausgerechnet Aldi Süd und Aldi Nord mit einer gemeinsamen neuen Eigenmarke noch einen Schritt weiter. „Mit Fair & Gut möchten wir unseren Kunden, die Wert auf ein hohes Maß an Tierwohl legen, ein zusätzliches Angebot zwischen konventioneller und Bio-Ware im Frischfleisch-Sortiment zu einem fairen Preis anbieten“, erklärt Philipp Skorning, stellvertretender Geschäftsführer für Qualitätswesen und Corporate Responsibility bei Aldi Süd gegenüber der Lebensmittel Zeitung.

Bei seinen Fairness-Kriterien für die neue Eigenmarke fährt Aldi hingegen zweigleisig. So holte sich der Discounter für „Fair & Gut“ die seit Jahrzehnten etablierte Tierwohl-Marke Neuland mit ins Boot. „Wir möchten den hohen Standard unseres Markenfleischprogramms einer weiteren Käuferschicht anbieten will“, begründet Martin Steinmann, Neuland-Bauer und Vorstand des Erzeugerzusammenschlusses, den Vorstoß in die Discountschiene. Neben Neuland liefert allerdings auch Tönnies als zweiter Standardgeber „FairFarm“ – mit einem abgespeckten Kriterienkatalog – das Schweinefleisch für neue Aldi-Marke.

„FairFarm ist ein Tierschutzprogramm des langjährigen Lieferanten Tönnies und steht für eine tiergerechtere Haltung von Mastschweinen“, erklärt Aldi gegenüber der Lebensmittel Zeitung. Da man eine möglichst breite Wirkung beim Thema Tierwohl erzielen wolle und Neuland bisher nur kleine Mengen abdecke, habe man sich zusätzlich für die Kriterien von FairFarm entschieden, teilt der Discounter hierzu mit. Die Endprodukte sind mit dem Logo des jeweiligen Lieferanten gekennzeichnet – der Kunde zahlt jedoch den gleichen Preis.