Heute tagen in Berlin die Agrarminister der Länder zum Umbau der Nutztierhaltung.  Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir will mehr Tierwohl in der Schweinemast fördern. Bio-Verbände kritisieren ein Ungleichgewicht im geplanten Förderprogramm.

Ein neues Bundesprogramm will Investitionen in artgerechte Stallsysteme für Schweine fördern. Zudem sollen laufende Mehrkosten für Haltungsformen, die über dem gesetzlichen Standard liegen, gefördert werden. Die Biobranche sieht sich im aktuellen Entwurf benachteiligt. „Für eine faire Wettbewerbssituation muss die Förderquote für Bio-Tiere bei den sogenannten laufenden Kosten gleich hoch liegen wie bei der geplanten Stufe Frischluft. Aktuell soll die Förderquote bei Bio nur etwa halb so hoch sein“, kritisiert Peter Röhrig, geschäftsführender Vorstand von Bund ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW).

In der Förderrichtlinie ist eine Deckelung für  laufende Mehrkosten vorgesehen, die Bio-Schweinehalter gegenüber Schweinehaltern mit anderen Haltungsformen deutlich benachteiligt. Die laufenden Mehrkosten in der Bio-Schweinmast würden bei  knapp 47 Euro gedeckelt, das entspreche einem Fördersatz von lediglich rund 30 Prozent und decke in keiner Weise die Mehrkosten. Bei konventionellen Schweine aus einem Frischluftstall würden die Mehrkosten zum höchsten Fördersatz von 70 bzw. 80 Prozent abgedeckt – bei weniger Tierwohl, so die Kritik.

„In seiner aktuellen Entwurfsfassung raubt das Programm Ökolandwirten jegliche Motivation.  Wer verspricht 70 beziehungsweise 80 Prozent der Mehrkosten zu fördern, muss dies auch für die Bio-Schweinehaltung erfüllen“, fordert daher  Gerald Wehde, Leiter Agrarpolitik bei Bioland. Die Deckelung für die ökologische Schweinhaltung müsse ersatzlos aus der Richtlinie gestrichen werden. Zudem müsse eine fachlich umfassende Berechnung der Mehrkosten für Ökobetriebe als Grundlage herangezogen werden, die insbesondere auch die größten Kostenblöcke  – Futterkosten und erhöhte Arbeitskosten – berücksichtigte.  Da Bio-Tiere ökologische Futtermittel fressen, findet mit jedem Bio-Tier mehr Öko-Grünland und Öko-Ackerbau statt. „Wer 30 Prozent Biofläche bis 2030 will, muss die Förderung so gestalten, dass die ökologische Schweinehaltung nicht bei einem Prozent stagniert. Andernfalls bleiben Ökobetriebe auf ihren erhöhten Kosten sitzen und die Transformation der Nutztierhaltung verspielt ihr größtes Potential“, so Wehde.

Verbesserungsbedarf sieht auch die Interessengemeinschaft der Schweinehalter (ISN). Entscheidende Kritikpunkte wurden aus Sicht von ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack nicht berücksichtigt. So bleibe die ausländische Ware nicht kennzeichnungspflichtig, wichtige Absatzwege wie Gastronomie und Fleischverarbeitung unterliegen weiterhin keiner Kennzeichnungspflicht und die Ferkelerzeugung werde nicht in die Haltungskennzeichnung  einbezogen. Dies gilt allerdings nicht für die Bio-Schweinemast, hier sind die Haltungsvorgaben für jegliche Lebensphasen sowie die Kennzeichnung in allen Vertriebsbereichen bereits durch das Bio-Recht geregelt.

 

Weitere Infos: https://www.bmel.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2022/186-bundesprogramm-umbau-tierhaltung.html