Für Bio-Sonnenblumenöl aus der Heimat braucht es Pioniere bei Anbauern und Verarbeitern. Berthold Dreher startete daher vor zehn Jahren ein heimisches Ölmühlen-Projekt. Inzwischen bezieht seine FairBio-zertifizierte Ölmühle mehr als 70 Prozent der verarbeiteten Öl-Saaten aus Deutschland.  

„Ich wollte raus aus der Abhängigkeit von osteuropäischen Ländern und das Unternehmen so regional wie möglich aufstellen“, erklärt Berthold Dreher, Inhaber von dreher bio in Wangen. Seit mehr als 30 Jahren handelt der Bio-Unternehmer mit Getreide, Ölsaaten sowie auch Verarbeitete Produkte. Seine Erfahrungen nutzte er, um den Anbau und die Verarbeitung für heimische Sonnenblumen zu forcieren.  In einem gemeinsamen Projekt mit dem Handelsunternehmen Feneberg stellte Dreher im Jahr 2015 im Allgäu die entsprechenden Weichen. Zwischen Lindau und Ulm warben die beiden Partner bei den Biolandwirten für den Vertragsanbau von Sonnenblumen.

   

Berthold Dreher setzt bei Sonnenblumen auf deutsche Herkunft.  Foto: dreher bio, FairBio

„Zu Beginn hatten wir fünf Referenzbetriebe in Bayern, die bereits vorgemacht haben, dass der Anbau funktioniert. Trotzdem war es anfangs schwierig, neue Erzeuger dafür zu gewinnen“, so Dreher. Doch bereits im Jahr 2016 waren mehr als 500 Hektar unter Vertrag. Zwei Jahr später konnte das Projekt die Zielvorgabe von 1000 Hektar Vertragsanbau in Bayern und Baden-Württemberg erreichen. „Inzwischen produzieren für uns 250  Verbandsbetriebe heimische Sonnenblumen“, sagt Dreher stolz. Dies sei ein Alleinstellungsmerkmal, da  man nicht nur heimisches Bio-Sonnenblumenöl und Bio Rapsöl, sondern zeitgleich auch den Futterkuchen hier herstelle.  Um heimischen Ölkuchen als Futtermittel für die Fleischlieferanten der Eigenmarke „Von Hier“ zu sichern, leistete Feneberg  zu Projektbeginn Starthilfe und vereinbarte einen Zehn-Jahresvertrag mit der Öl-Mühle.

Im Jahr 2019 verdoppelte Dreher die Zielvorgabe auf eine Anbauflächen von 2000 Hektar Sonnenblumen in Deutschland. Er führte erste Gespräche mit einer ostdeutschen Ölmühle, die zwischenzeitlich übernommen wurde. Mit der Mehrheitsbeteiligung an der Plauener Ölmühle erschließt Dreher gezielt den ostdeutschen Raum und verkürzt damit die Lieferwege erheblich. „Die Saaten aus Mitteldeutschland können nun in der Region verarbeitet werden. Das spart pro LKW mit 25 Tonnen etwa 506 Kilogramm CO2 ein“, rechnet Dreher vor.

Insgesamt verarbeitet Dreher Bio in beiden Ölmühle jährlich bis zu 15.000 Tonnen heimische Ölsaaten von verbandszertifizierten Biohöfen. Seit vergangenem Jahr ist das Unternehmen zudem FairBio-zertifiziert, denn ein fairer Umgang mit seinen Partnern ist für Berthold Dreher ein wichtiger Teil der Unternehmensphilosophie. „Viele denken immer noch, dass Bio doch fair ist. Doch die Zeiten haben sich geändert. Es ist heute ein knallhartes Geschäft“, weiß Dreher, der sich mit langfristigen Partnerschaften auch in Krisenzeiten gut aufgestellt sieht. „Die Entscheidung, auf deutsche Erzeuger zu setzen sowie die Verlässlichkeit auch in schwierigen Marktsituation, zeichnet uns als Marktpartner aus. Wir sehen, dass dies im Markt nicht für alle selbstverständlich ist“, erklärt Dreher.

Gut aufgestellt sind die Oberschwaben auch im Bereich der Proteinmehle. Das Unternehmen verpresst geschälte Sonnenblumenkerne und vermahlt sie zum Rohstoff für Fleischersatzprodukte.  Bislang werden die geschälten Sonnenblumen dafür importiert, da hierzulande noch keine Schälmühle existiert. Das soll sich jedoch bald ändern. In einem neuen Projekt plant Dreher mit einer bereits bestehenden Genossenschaft eine Schälmühle in der Oberpfalz, da in dieser Region bereits rund  230 kleinere Betriebe auch Bio-Ölsaaten anbauen. Mit dem Lagern und Schälen vor Ort können die Lieferwege kurz  bleiben und der Wunsch des Handels nach heimischen Sonnenblumenkerne für die Veggie-Eigenmarken erfüllt werden.

Zur Biofach 2025 stellt dreher bio den ersten Bio-Rübenzucker aus Baden-Würtemberg vor.  Foto: dreher bio

Die Produktpalette von dreher bio umfasst heute insgesamt 170 verschiedene Artikel und reicht von Biosaaten für Backwaren bis zum Bio-Öl für Hersteller von Chips und Wurst sowie Tofu und Pflanzendrinks. Lediglich ein Prozent des Öles fließt in Flaschen für Endkonsumenten, mit denen  Dreher die Eigenmarken von Kaufland, Edeka-Südwest, Edeka Zentrale sowie einige Rewe-Regionen bedient.  Aktuell baut er sein  „Bio aus der Heimat“-Konzept  um eine neue Kategorie aus. Zur Biofach wird das Unternehmen den ersten Bio-Rübenzucker aus Baden-Württemberg vorstellen. Dann kann der Zucker der Bio-Eigenmarken von Edeka und Rewe mit dem  BioBW-Siegel beworben werden.

Weitere Infos: https://dreher.bio/