Das soziale Franchise-System WirGarten als Konzept für die Hofnachfolge im Gemüsebau ist gescheitert. Die Gründe des Scheiterns mitsamt einer Analyse zur Zukunft des heimischen Gemüseanbaus haben die Akteure nun veröffentlicht.

Wer wird in Zukunft unser Gemüse anbauen?  Mit dieser grundlegenden Frage hat sich das Projekt um Matti Pannenbäcker, Geschäftsführender Vorstand WirGarten eV, seit 2015 beschäftigt. Er konzipierte das WirGarten-System als Social Franchise für den Aufbau und Betrieb von genossenschaftlichen Gemüsebaubetrieben und passte es später für die Begleitung von Betriebsnachfolgen an. Das standardisierte Konzept aus Marke, Geschäftsmodell und IT-Lösung sollte Hofnachfolgern oder Neugründern den Start in den Gemüsebau erleichtern. Für dessen Entwicklung gründeten die engagierten Akteure im Jahr 2017 den Pilotbetrieb WirGarten Lüneburg eG, der auch weiterhin bestehen bleibt.

Das WirGarten-Team hat das Scheitern des Franchise-Konzeptes  analysiert und dabei die Struktur des Gemüseanbaus in Deutschland näher betrachtet. Der Selbstversorgungsgrad für Gemüse liegt nach BLE-Erhebungen bei  36 Prozent, für Obst bei etwa 23 Prozent. Von den 260.00 landwirtschaftlichen Betrieben sind nur etwa 6.000 Gemüsebaubetriebe. Im Jahr 2000 waren es noch 12.000. „Das vielbesprochene Höfesterben, das als Strukturwandel bezeichnet wird, findet auch im Gemüsebau statt“, erklärt Pannenbäcker. Der Wachstumsdruck führe dazu, dass auch im Gemüsebau ein Wachsen oder Weichen stattfinde.

Wie das WirGarten-Team auflistet,  bewirtschaften mittlerweile 9 Prozent der Gemüsebaubetriebe rund 61 Prozent der gesamten deutschen Gemüseanbauflächen. Demgegenüber stehen 63 Prozent der Betriebe mit einer Fläche von unter zehn Hektar. Gleichzeitig sei der Gemüseanbau für immer weniger Menschen als Beruf attraktiv. Im Ausbildungsjahr 2023 waren es insgesamt 153 Auszubildende in ganz Deutschland – hochgerechnet auf die aktuell 6000 Betriebe  führt dies zu einem extremen Fachkräftemangel.

„Die politischen Bestrebungen zur Stärkung der pflanzlichen Ernährung mit einem hohen Anteil an saisonalem und regionalem Gemüse stehen in einem krassen Kontrast zu Entwicklung im Gemüsebau“, argumentiert das WirGarten-Projekt. In Zeiten der Klimakrise, Extremwetterereignissen und Schädlingswellen könne nur ein vielfältiger Gemüseanbau mit vielfältigem Saatgut eine größtmögliche Resilienz der Versorgung mit Frischgemüse  sicherstellen.

Neben der Systemanalyse haben die Akteure drei Lösungskonzepte ermittelt, um den Gemüseanbau zukunftssicher aufzustellen:

# Eine Überprüfung des Gemüsemarktes hinsichtlich transparenter Preise und fairem Wettbewerb durch das Bundeskartellamt.

# Eine Resilienzprämie für kleine Betriebe und Kappung der EU-Subventionen ab einer bestimmte Betriebsgröße

# Laut Monopolkommission der Bundesregierung liegt ein funktionierender Wettbewerb bei leicht verderblichen Produkten wie Frischgemüse oftmals nicht vor. Wenn es weiterhin vielfältige Gemüsebaubetriebe geben soll, braucht es ein Marktdesign, das regional erzeugtes Gemüse fair entlohnt.

Neben einer ausführlichen Marktanalyse stellt WirGarten unter www.WirGarten.com die gesammelten Erfahrungen mit 35 Tools, Anleitungen, Online-Kursen sowie Handbüchern zu den Themen Gründung, Betriebsführung, Finanzierung, Kommunikation, Arbeitsorganisation, Personlaführung, Genossenschaft, Gemüsebau sowie außerfamiläre Hofübergabe kostenfrei zur Verfügnung.

 

Abschlussbericht WirGarten