Wie klimafreundlich wirtschaften Bio-Unternehmen? Wie kann eine klimagerechte Produktion glaubwürdig kommuniziert werden? Ein Climate-Tech-Unternehmen aus Frankfurt hat einen Weg gefunden: Es rechnet die CO2-Werte in Grad Celsius um.
Viele Unternehmen sind noch nicht dazu verpflichtet, ihre CO2-Bilanz zu erheben. Warum sollten sie es trotzdem tun? Weil die Abnehmer entsprechende Daten von ihren Vorlieferanten sowie auch von kleineren Unternehmen längst einfordern. Zudem ist vom Gesetzgeber in naher Zukunft mit weiteren Verschärfungen zu rechnen. Wenn Unternehmen proaktiv handeln, können sie sich besser darauf vorbereiten und umgehen das Risiko, überrascht oder überfordert zu werden.
Im Pariser Klimaabkommen von 2015 heißt es konkret, dass der weltweite Temperaturanstieg unter 2 Grad Celsius, möglichst auf 1,5 Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter beschränkt werden soll. 195 Staaten haben sich dazu verpflichtet, ihre Treibhausgasemissionen entsprechend zu senken. Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) nimmt nun auch Unternehmen in die Pflicht: Mit sehr unterschiedlichen Konzepten versuchen produzierende Unternehmen spätestens seitdem, ihre eigenen Bemühungen in Hinblick auf Klimaschutz gegenüber ihren Kunden zu kommunizieren. Konsumenten haben allerdings oft Schwierigkeiten, die Komplexität der verschiedenen Informationen zu verstehen und zu vergleichen. In einigen Fällen klagten bereits Verbraucherschützer wegen Täuschung. Welche Optionen haben kleinere, mittelständische Bio-Unternehmen, um ihr Engagement für Klimaschutz glaubwürdig zu kommunizieren?
Beide Unternehmen sind klimaneutral im Jahr 2050, doch nur das grüne Unternehmen ist Paris-kompatibel.
Das Climate-Tech-Unternehmen right° hat ein Modell entwickelt, das die Treibhausgasmissionen von Unternehmen vergleichbar macht. Angelehnt an das Pariser Klimaziel übersetzt es mit einer speziellen Methodik – dem sogenannten X-Degree-Compatibiliy (XDC)-Modell – CO2-Messwerte in Grad Celsius. right° ist bereits seit 2018 ein Partner der GLS Bank und hat dort auch mit der Messung der Klimawirkung von finanzierten Projekten Pionierarbeit geleistet.
„Das Klima interessiert sich nicht für unsere Ziele – auch nicht die individuellen Unternehmensziele. Für die Erderwärmung sind die Emissionen über den Verlauf der Zeit entscheidend. Das verändert die Welt“, erklärt Dr. Sebastian Müller, Mitgründer von right°.
Das Frankfurter Unternehmen rechnet Tonnen CO2-Äquivalente für Unternehmen in Grad Celsius um und macht mit dieser Zahl die Klimawirkung der wirtschaftlichen Aktivitäten transparent und begreifbar. „Wir haben damit eine vergleichbare Benchmark für das Emissionsbudget entwickelt“, erklärt Müller. Unter der in Klimabilanzen errechneten Menge CO2-Äquivalenten könne sich kaum jemand etwas vorstellen. „Die Gradzahl ist für die Konsumenten greifbarer und kann den Unternehmen dadurch Wettbewerbsvorteile schaffen“, so Müller. „Das Ergebnis wird indirekt in Grad Celsius ausgedrückt, dem XDC-Wert, und zeigt damit in einer einfachen Kennzahl auf, ob ein Unternehmen auf dem richtigen Weg ist. Die ermittelte Gradzahl sagt für bewertete Unternehmen aus, wie stark sich das Klima erwärmen würde, wenn die Welt die gleiche Klima-Performance hätte, wie das betrachtete Unternehmen.
„Im XDC-Modell erreicht Weleda für die Emissionen in Scope 1 einen Wert von 1,4 °C und für Scope 2 sogar 1,2 °C. Damit erfüllen wir schon heute das zentrale Ziel des Pariser Abkommens zur Begrenzung der Klimaerwärmung auf 1,5 °C“, informiert Weleda-Klimamanager Marcel Locher im aktuellen Nachhaltigkeitsbericht des Unternehmens. Diese Form der Bewertung verschaffe Weleda die notwendige Transparenz, um das zukünftige Engagement noch gezielter ausrichten zu können. Ziel sei es, auch die Scope-3-Emissionen auf ein Paris-kompatibles Maß zu reduzieren. Wesentliche Handlungsfelder für die weitere Optimierung der Klimabilanz hat Locher in den eigenen Lieferketten und der Logistik, bei Emissionen aus Reisen und Pendeln sowie der Nutzungsphase von Produkten ausgemacht.
Gemeinsam mit dem Partner right° ermittelt die Gesellschaft für Ressourcenschutz (GfRS) die Gradzahl für die Bio-Unternehmen. Am Ende steht dann eine Zertifizierung als klimafreundliches Unternehmen durch GfRS. Neben der FairBio-Zertifizierung bietet die GfRS damit eine weitere exklusive Marke für die ökologische Lebensmittelbranche.
Grundlagen für Klimabilanzen:
Niedrigschwellige CO2-Rechner wie beispielsweise Ecocockpit bieten Unternehmen eine erste Orientierung zu ihren Emissionen. Dazu werden online wenige Daten eingegeben, um daraus eine Indikation zu Scope 1, 2 und 3 zu errechnen. Die drei Scopes unterscheiden Treibhausgasmissionen nach ihrem Entstehungsort. Scope 1 umfasst die Emissionen, die das Unternehmen direkt verursacht. Scope 2 enthält zugekaufte Emissionen aus der Energieversorgung. Scope 3 beinhaltet indirekte Emissionen, die in der vor- und nachgelagerten Lieferkette entstehen.
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