Hermann Heldberg, Inhaber von Naturkost Elkershausen in Göttingen, über die Fair-Bio-Genossenschaft als neue Gegenbewegung zum Big Business im Biosegment.

FairBio: Hermann, warum gründest Du als Hauptinitiator derzeit eine neue Genossenschaft?

Bio wird zunehmend zum Big Business. Immer mehr Konzerne steigen in das Segment ein und führen eine Schlacht auf dem Preisfeld. Wir sind vor vierzig Jahren einerseits für den ökologischen Anbau angetreten, aber auch für ein anderes Wirtschaften. Auch zukünftig wird unsere Stärke darin liegen, es nicht so zu machen, wie die Konzerne.

FairBio: Welches Ziel verfolgt die Genossenschaft?

Das Genossenschaftsmodell soll das Ziel verfolgen, alle Beteiligten in der Wertschöpfungskette der Bioproduktion einzubeziehen. Also angefangen bei dem Landwirt und dessen Mitarbeiter, über den regionalen Verarbeiter, den Händler und vor allen Dingen den Verbraucher. Die Fair-Bio-Genossenschaft soll das Dach sein, unter dem sich alle zusammenfinden. Über die sozialen Medien können alle Akteure vom Bauern bis zum Konsumenten eingebunden werden. Die Genossenschaft soll die regionalen Strukturen in Anbau, Verarbeitung und Handel stärken und für die Zukunft sichern. Die Einnahmen der Genossenschaft sollen dazu dienen, die regionalen Strukturen zu erhalten und zu fördern. Als konkrete Maßnahmen sind finanzielle Zuwendungen wie Pachtmodelle, Darlehen oder Beteiligungen, Beratung für Erzeuger und Fachhändler, sowie eine gezielte Verbraucheraufklärung vorgesehen.

FairBio: Worin unterscheidet sich die Genossenschaft vom FairBio Verein?

Im FairBio Verein haben sich Erzeuger, Hersteller und Fachhandel zusammengeschlossen und ein Prüfkonzept für faires, heimisches Bio entwickelt. Nach diesen Kriterien können Unternehmen zertifiziert werden und das FairBio-Siegel auf Produkten nutzen. Etliche Vereinsmitglieder sind gleichzeitig auch Gründungsmitglieder der Genossenschaft. Im Gegensatz zum Verein kann die Genossenschaft auch die Verbraucher aktiv einbinden. Die Fair-Bio-Genossenschaft will eine gesellschaftliche Gegenbewegung zum Big Business im Biosegment initiieren. Der Verbraucher muss wissen, welche Strukturen er mit dem Kauf seiner Biolebensmittel unterstützt. Für die Konsumenten lohnt sich eine Mitgliedschaft ideell und finanziell. Die Genossenschaftsmitglieder erhalten in den Mitgliedsläden einen Rabatt beim Einkauf.

FairBio:Welche Vorteile bietet das Genossenschaftsmodell im Vergleich zu anderen Konzepten?

Die Gesellschaftsform eignet sich hervorragend für das Geschäftsmodell. Mitglieder können unkompliziert aufgenommen werden. Auch eine Rückgabe oder Weitergabe von Genossenschaftsanteilen kann unbürokratisch gehandhabt werden.

 

Weitere Infos

www.fair-bio-genossenschaft.de