So viel ist von Lebensmittelverschwendung zu lesen. Auch bei der Ernte bleibt auf den Feldern so manche Zwiebel, Kartoffel oder Möhre liegen, weil sie maschinell nicht erfasst werden konnten ‚Krummes‘ Gemüse wird oft gar nicht geerntet. Mit regionalen Aktionen wie ‚Schnippeldisco‘, ‚Rudi rettet Reste‘, ‚die Stadt xy rettet Lebensmittel‘ wird darauf genussvoll mit einem gemeinsam zubereiteten Essen aufmerksam gemacht. Auf Seiten wie mundraub.org findet sich unter anderem ein Verzeichnis über frei zugängliche Sammelstellen für Obst oder Nüsse.

Die syrische Flüchtlingsfrau D., der ich vor einem Monat beim Umzug von einem Camp mitten auf dem Acker in eine eigene Wohnung half, weiß davon natürlich nichts. Erstaunt war ich über eine große Kiste mit Zwiebeln und Kartoffeln. Auf meine Nachfrage, woher sie die habe, erklärte sie mir in gebrochenem Deutsch: „Vom Acker. Erst Bauer mit Maschine, dann Bauer weg. Aber noch so viel auf Boden. Ich habe nach Tagen geholt.“ Dann rechnete sie mir vor, was Zwiebeln und Kartoffeln bei uns kosten und wie lange ein Kind in Syrien davon zu essen hätte. In solchen Momenten kann ich dann nur schweigen.

Ein paar Wochen vorher habe ich mit D. auf einer Streuobstwiese eines Bekannten Lageräpfel gepflückt. Schon da konnte sie es kaum ertragen, nicht auch noch alle am Boden liegenden Äpfel mitzunehmen. D. packte große Taschen voll und verteilte sie später im Flüchtlingscamp, in dem sie zu der Zeit noch wohnte.

Und kürzlich lese ich in der Zeitung, dass die Mittelausgabe für die Kampagne „Zu gut für die Tonne“ vom Bundesrechnungshof kritisiert wurde: „Der Bundesrechnungshof hat die Kampagne geprüft und deren unzureichende Vorbereitung bemängelt. Da das BMEL Lebensmittelabfälle verringern wollte, hätte es zu Beginn der Kampagne über belastbare Daten zu den Abfallmengen und deren Ursachen verfügen müssen. Das BMEL kann den Erfolg der Kampagne nur dann nachweisen, wenn es eine Reduzierung der Abfallmengen belegen kann. Vermeintliche Erfolge zum Bekanntheitsgrad, also auf der „Wahrnehmungsebene“ sind nur bedingt geeignet, den Kosten der Kampagne einen konkreten Nutzen gegenüberzustellen.“ Bundesrechnungshof
Ich frage mich, wie viel Geld wohl eine Vorstudie gekostet hätte.