Zur Kampagne „Was ist es dir wert“ lassen die Regionalwert AGs die Verbraucher:innen über die Verteilung der EU-Agrarsubventionen abstimmen. Statt Flächenprämien soll öffentliches Geld für gesellschaftliche Leistungen gezahlt und eine nachhaltige Bewirtschaftung honoriert werden.
Rein rechnerisch zahlt jede:r EU-Bürger 125 Euro jährlich für Agrarsubventionen. Im Rahmen der aktuellen Kampagne „Was ist es dir wert“ können die Verbraucher derzeit deutschlandweit darüber abstimmen, für welche nachhaltigen Leistungen landwirtschaftliche Betriebe mit öffentlichen Geldern honoriert werden sollen. Die bisherigen Ergebnisse zeigen, dass die Teilnehmenden die ökologischen Kriterien am meisten honorieren, dann folgen regionalökonomischen und soziale Kriterien.
„Gerade jetzt zeigt sich, dass das regional-ökologische System in der Energiekrise resilient ist. Während die Preise für konventionelle Lebensmittel in nie dagewesenem Maße explodieren, sind Bioprodukte geradezu preisstabil. Es gab so gut wie keine Engpässe in den Biolieferketten, die Regale in Biomärkten waren immer gefüllt“, erklärt Tina Anders, Schirmdame und Vorstandsvorsitzende des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW).
„Bislang gehen die Fördermilliarden der EU größtenteils ohne Gegenleistung an die großen Landbesitzer, nicht an die Betriebe, die sich besonders anstrengen, Ressourcen zu erhalten“, kritisiert Dorle Gothe, Vorständin der Regionalwert AG Rheinland, die bisherige Agrarpolitik. „Wir brauchen jetzt eine regional-ökologische, sozialgerechte Agrar- und Ernährungswende, um unsere kostbaren Ressourcen zu schützen.“ Angesichts des aktuellen Umsatzrückgangs bei kleinen und regionalen Betriebe wollen die Initiatoren mit dem Voting die Verbraucher aufrütteln.
In der Corona-Pandemie haben viele Menschen regionale Bioprodukte gekauft und regionale Wertschöpfungsketten damit gezielt unterstützt. Durch Inflation und Energiekrise hat sich dieses Einkaufsverhalten verändert, die Verbraucher:innen achten bei Bio stärker auf den Preis. „Bio an sich wird ja nicht weniger gekauft. Doch aktuell haben der Biofachhandel und viele kleine, regionale Produzenten Absatzprobleme, weil viele Konsumenten als Erstes an ihren Geldbeutel denken. Das ist auch okay. Aber wenn man den regionalen Strukturen nicht die Treue hält, dann muss man sich in zwei, drei Jahren nicht beschweren, wenn es das nicht mehr gibt“, konstatiert Biohändler Michal Kruse in einem Interview im Nordkurier. „Wenn wir wollen, dass die Wertschöpfung in unserer Region bleibt, wenn wir wollen, dass die Bauern nicht aufgeben, muss es faire, reale Preise geben.“