Mit Marktmacht Akzente setzen – rund 230 Teilnehmer diskutieren bei den II. Öko-Marketingtagen der Akademie Schloss Kirchberg mit Vertretern von Lidl, Globus und Edeka über Verantwortung in den Vermarktungswegen.
„Im Gegensatz zur Biobranche haben wir als klassischer LEH viele Aspekte nicht ausreichend oder viel zu spät beachtet“, erklärte Julian Beer, Geschäftsführer Einkauf Lidl, durchaus selbstkritisch. Das Unternehmen, das jüngst eine viel diskutierte Partnerschaft mit Bioland eingegangen ist, versuche dies nun zu korrigieren und mit seiner „Marktmacht Akzente zu setzen“. Die Marke Bioland sei ein famoses Beispiel dafür, wie sich ein Qualitätskonzept für den Lidl-Konsumenten darstellen lasse. „Masse kann jeder“, argumentierte Beer, dessen beruflicher Werdegang vom Biogroßhändler Bodan über Aldi zu Lidl führte. „Wir müssen nun daran arbeiten, dass sich unser Sortiment vom anonymen Massenangebot abhebt.“
Auf Publikumsfragen zum Thema Preisverantwortung verwies Beer auf die klaren Regelungen mit Bioland zu fairen Erzeugerpreisen. Der Einkaufspreis sei dabei jedoch unabhängig vom Verkaufspreis zu betrachten. Um im Wettbewerb zu bestehen und den Lidl-Kunden Bioprodukte preisgünstig anzubieten, verzichte das Unternehmen dabei auf eigene Marge.
„Es gilt, die Kunden vom Preis zu entwöhnen. Es gibt nur Qualität oder billig“, forderte hingegen Julia Unseld, Inhaberin und Geschäftsführerin Kornmühle. Jeder müsse Verantwortung übernehmen für den, der in der Wertschöpfungskette vor ihm liege. Händler und Konsumenten müssten die Verantwortung dafür übernehmen, dass Landwirte die Entscheidung für Bio treffen können. „Ich trage als Verarbeiter die Verantwortung für den Landwirt und brauche wiederum einen verantwortungsvollen Händler“, so Unseld.
Für Bioland-Präsident Jan Plagge ist die Zeit für Bioverbände reif, um alle Absatzkanäle mitnehmen und zu „Veränderungspartnerschaften“ kommen. „Polarisierung ist ein Luxus, den wir uns nicht mehr leisten können“, so Plagge.
„Wir müssen den eingeschlagenen Weg beherzt weiter gehen“, stimmt Demeter-Vorstand Alexander Gerber seinem Kollegen zu. Die Pioniere der Biobranche seien einst angetreten, um anders zu wirtschaften. Nun breche man mit einer Speerspitze in eine andere Welt, die von anderen Werten geprägt sei. „Wir sitzen jetzt gemeinsam an einem Tisch und müssen sehen, wie wir dies zusammenbekommen“, so Gerber in seinem Schlusswort auf dem Ökobranchen-Treff.
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