Mit fairen Partnerschaften und regionalem Engagement profiliert sich Biohändlerin Christiane Speck, Inhaberin von Temma, im Wettbewerb um die Biokundschaft. Mit einer FairBio-Aktion informiert sie ihre Kunden über Fairness für heimisches Bio.

Wie haben sich die beiden Temma-Märkte seit der Übernahme vor drei Jahren entwickelt? Was hat sich am Konzept geändert?

Das erste Jahr nach der Übernahme war etwas schwierig, da in der Presse noch über das Ende der Rewe-Temma-Filialen berichtet wurde. Dass Temma in Köln mit zwei Märkten weiter am Start war, musste bei der Zielgruppe erst wieder ankommen. Mit unserer regionalen Ausrichtung läuft es seit dem zweiten Jahr nun sehr gut. Wir haben unseren Direktbezug vom Erzeuger stark ausgebaut und damit einen festen Kundenstamm aufgebaut, der unser Engagement entsprechend honoriert. Insbesondere bei Obst und Gemüse konnten wir damit unser Qualitätsniveau deutlich steigern. In vergangenen Jahr brachte Corona einen weiteren Umsatzschub, da unsere Kund:innen vermehrt zu Hause gekocht haben.

Der Vorstoß der Bioverbände im LEH und Discount setzt den Fachhandel langfristig unter Druck. Wie können sich selbstständige Biohändler zukünftig gegenüber Filialisten und LEH behaupten?

Im Gegensatz zu bundesweiten Filialkonzepten können wir uns als regional aufgestellter Bioladen natürlich eine ganz andere Komplexität in unserer Lieferantenstruktur leisten und damit ein sehr individuelles Sortiment aufbauen. Temma wird von rund hundert Lieferanten beliefert– vorrangig aus der Region. Das ist unser großer Vorteil und zeichnet uns aus. Unsere Unterstützung für die Biolandwirtschaft vor unserer Haustür wird von unseren Kund:innen sehr geschätzt und honoriert. In den Läden werben wir zudem für die Regionalwert AG-Rheinland. Durch dieses Netzwerk haben wie viele unserer Regional-Lieferanten entdeckt und unterstützen nun den weiteren Ausbau.

Welche Zielgruppe kauft bei Temma? Welche Motive bestimmen ihren Einkauf?

Älteren Menschen entscheiden sich für Temma, weil sie die entschleunigte Atmosphäre lieben. Neben der Zielgruppe der Familien ist bei uns zudem der Anteil junger Konsumenten deutlich gestiegen. Durch die FridaysForFuture-Bewegung sind viele in der jungen Generation konsequenter in ihrem Einkaufsverhalten. Dank Smartphone und QR-Code zwingen sie uns zu noch mehr Transparenz und das ist auch gut so.

Ob Bioprodukte, vegane Ernährung oder Boykott von Konzernen – sie ziehen das durch. Die Pandemie hat die Grenzen der Globalisierung sehr deutlich aufgezeigt. Viele Verbraucher haben über ihren eigenen Konsum noch einmal nachgedacht und steuern nun mit dem Unterstützen mittelständischer Strukturen und regionaler Vernetzung bewusst gegen.

Faire Preise für Bauern sind eine grundlegende Vorrausetzung für eine nachhaltige Entwicklung der heimischen Biolandwirtschaft. Wie steht Temma zum Thema Fairness?

Temma steht für Konsum mit guten Gewissen. Aus meiner Sicht muss Bio auch Fair sein. Aber dies ist ja leider nicht immer der Fall. In unserem Direktbezug zahlen wir den Preis, den der Biobetrieb für eine faire Entlohnung benötigt. Daneben unterstützen wir natürlich die Fair-Projekte unseres Großhändlers und andere Fairtrade-Konzepte wie FairBio. Nicht nur die Kakaobauern im Süden, auch die Milchbauern in der Eifel brauchen faire Preise zum Überleben. Über Herstellerporträts und Aktionen informieren wir unsere Kunden regelmäßig über die Partnerschaft mit unseren Lieferanten. Aktuell läuft aktuell eine FairBio- Aktion mit den Marken Upländer Bauernmolkerei und Bauckhof. Auf diese Weise wollen wir unseren Kunden das Thema Fairness auch für heimisches Bio näher bringen.

FairBio bei Temma

FairBio-Aktion der Kölner Temma-Biomärkte im Mai 2021