Jurek Voelkel, Geschäftsführer Marketing/Vertrieb, über die Verankerung von Nachhaltigkeit in der Naturkostsafterei Voelkel. Für ihn beschränkt sich das Thema nicht allein auf das ökologische Gleichgewicht, sondern muss soziale und ökonomische Gerechtigkeit zwingend beinhalten.

Das Thema Nachhaltigkeit steht bei Konsumenten immer stärker im Fokus. Wie stellt sich das Unternehmen darauf ein?

Nun, ganz ehrlich? Wir müssen uns darauf nicht „einstellen“. Voelkel ist ein Familienunternehmen in der vierten Generation und hat eine Pfahlwurzel in Nachhaltigkeit, die sich kein Konzern erkaufen kann. Wir haben das Unternehmen in zwei Purpose-Stiftungen überführt, die Nachhaltigkeit und gemeinwohlorientiertes Wirtschaften in ihren Satzungszielen haben. Wir sind, anders als Konzerne oder Handelsmarken, nur diesen Zielen und nicht dem Profit verpflichtet. Dies gibt uns die Möglichkeit, immer einen Tick schneller, innovativer, ernsthafter und damit wirklich nachhaltiger zu sein als globale Konzerne.

Wie wird dieser Anspruch im Einkauf der Rohware umgesetzt?

Als Demeter Pionier in der mittlerweile vierten Generation ist das Leitbild „Verantwortung für Mensch und Natur“ seit jeher fester Bestandteil unserer Unternehmensphilosophie. Dazu gehören essentiell langfristige und verlässliche Beziehungen zu unseren Landwirt:innen, bevorzugt aus dem regionalen Umfeld. Wir umschreiben diese Idee immer als „Gesunde Lebensmittel aus gesunden Strukturen“. Alle haben etwas davon, wenn man die brutalen Mechanismen des globalen Handels durch faire Partnerschaften und empathisches Wirtschaften ersetzt. Für uns ist fairer und nachhaltiger Einkauf langfristig betriebswirtschaftlich lohnend, denn es werden für beide Seiten die zunehmenden extremen Preisschwankungen für Rohware ausgeglichen.

Wie kann der Konsument diese Werte überprüfen?

Nachhaltigkeit beschränkt sich für uns nicht rein auf das ökologische Gleichgewicht, sondern muss soziale und ökonomische Gerechtigkeit zwingend beinhalten. Für uns ist ein Social Business, das nicht Bio ist, ebenso wenig nachhaltig, wie ein globaler Lebensmittelriese, der Bio-Tomaten von unterbezahlten Erntehelfern pflücken lässt. Um unserem eigenen hohen Anspruch gerecht zu werden und, um diesen auch belegbar zu machen haben wir im letzten Jahr zum ersten Mal eine Gemeinwohlbilanz erstellt. Dies ist ein von unabhängigen Prüfern durchgeführtes Verfahren, bei dem ein Unternehmen intensiv im Hinblick auf Ökologische Nachhaltigkeit, Transparenz und Mitentscheidung sowie soziale und ethische Faktoren in Bezug auf Lieferanten, Partner und Mitarbeiter durchleuchtet wird. Am Ende steht ein Bericht, der öffentlich gemacht werden muss. Wer sich also dafür interessiert, wie ernst wir es mit Nachhaltigkeit meinen, kann dies vollständig prüfen.

Welche Produktkategorien profitieren derzeit besonders von einer nachhaltigen Positionierung? Welche Rolle spielt die Verpackung?

Natürlich sticht hier klar unsere Pflanzendrink Range heraus. Nach dem unglaublichen Erfolg unseres klassischen Haferdrink in der Mehrwegflasche haben wir die Range um die Variationen Hafer Mandel, Hafer Calcium und Barista erweitert. Und auch hier ist die Nachfrage enorm. Als letztes haben wir den weltweit ersten Haferdrink in Demeter Qualität herausgebracht. Mittlerweile produzieren wir 200.000 Flaschen Haferdrink pro Monat. Bei dieser Produktrange spielt die umweltfreundliche Glasmehrwegflasche natürlich eine entscheidende Rolle für die Kund:innen. Die Bedeutung, die Müllvermeidung mittlerweile nicht nur im klasssischen Bio- und Unverpackt-Handel hat, hat sogar uns überrascht. Darum haben wir dieses Jahr auch alle drei Sorten unserer sehr beliebten Ingwer-Shots in der nachhaltigen 0,75 Liter Mehrwegflasche auf den Markt gebracht. Die 0,2 Liter Glasmehrwegflasche folgte dann im Herbst.