Für Jan-Peter Bauck, Geschäftsführer vom Bauckhof Naturkost Rosche sind biofaire Wertschöpfungsketten in Regionen wichtig, „weil wir eine nachhaltige, umweltfreundliche und sozial gerechte Landwirtschaft in unserer Heimat fördern möchten und weil wir überzeugt sind, dass wir damit sowohl den Verbrauchern unserer Produkte wie auch der Allgemeinheit einen guten Dienst erweisen.“

Die regionale Verankerung von Bauckhof Naturkost Rosche

Am Beispiel des Unternehmens Bauckhof Naturkost Rosche lässt sich nachvollziehen, wie der Bezug von Waren und Leistungen in biofairen Wertschöpfungsketten konkret aussehen kann. Jan-Peter Bauck erklärt seine Zusammenarbeit mit den Landwirten wie folgt: „Im Rahmen unseres Vertragsanbaus treffen wir feste Absprachen mit regionalen Demeter-Landwirten für unsere heimischen Getreidesorten über Mengen und Preise. Diese garantieren wir für zwei Jahre im Voraus. Das gibt uns Sicherheit in der Beschaffung und unseren Landwirten Sicherheit in der Planung.“

Außerdem bemüht sich der Bauckhof Rohstoffe und Zwischenprodukte möglichst regional einzukaufen. Dies ist bei Kartoffelstärke und Fruchtmusen bereits gelungen, um nur zwei von einer ganzen Reihe von Beispielen zu nennen. Kartoffelstärke wird in einigen Backmischungen eingesetzt und auch als Produkt selbst verkauft. „Hier konnten wir einen Verarbeiter in der Region gewinnen und kaufen die Stärke nicht mehr in Finnland ein. Bei Fruchtmusen sind wir eine Zusammenarbeit mit einem großen Obsthof in Mecklenburg-Vorpommern eingegangen“, erklärt Jan-Peter Bauck. Dadurch werden nicht nur 500 km Transportstrecke eingespart, die dort wachsenden Äpfel werden direkt auf dem Hof auch verarbeitet. Der Hof konnte damit in eine kleine Produktion investieren. Außerdem werden auch Aufträge an örtliche Handwerker für Maschinenwartungen, Gebäude- oder KFZ-Reparaturen vergeben und regionale Dienstleister für steuerliche, rechtliche Beratung oder Unternehmensführung in Anspruch genommen.

Der Bauckhof Naturkost Rosche ist Demeter-Verarbeiter seit 1969. Das Unternehmen ist hervorgegangen aus einem Betrieb, der seit 1932 biologisch-dynamische Landwirtschaft betreibt. Hergestellt werden unter anderem Mehle, Müslis und Backmischungen. Heute sind rund 140 Mitarbeiter beschäftigt, davon arbeitet ein großer Teil in familienfreundlichen, flexiblen Teilzeit-Modellen. Der Bauckhof ist ein Ausbildungsbetrieb in 7 unterschiedlichen Berufen.

Das bringt der Bauckhof seiner Region

Um zu erfahren, wie sich das regionale Engagement auch als Wertschöpfungsbeitrag für die Region niederschlägt, hat der Bauckhof Naturkost Rosche zunächst eine eigene Berechnung aufgestellt – nach bestem Wissen und Gewissen. Durch die Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern vom Umwelt-Campus Birkenfeld der Hochschule Trier im Rahmen des Projektes ‚Bio&faire Wertschöpfungsketten in Regionen‘ konnten nun differenziertere Ergebnisse ermittelt werden.

Nach den Berechnungen der Wissenschaftler verbleiben rund 35 Prozent der Umsatzerlöse im Umkreis von 100 Kilometern: bei Öko-Landwirten, die die Rohstoffe liefern, beim Personal, bei der Gemeinde oder anderen Unternehmern, die vom Bauckhof Aufträge erhalten. Im Umkreis von 300 Kilometern sind es schon 50 Prozent. Jan-Peter Bauck hat hierfür eine einfache Erklärung: „Als Spezialist verarbeiten wir besonders viele Rohstoffe in DEMETER-Qualität. Dadurch muss zwangsläufig auch der Einkaufsradius bei zum Beispiel Weizen, Roggen, Dinkel, Gerste und Hafer etwas größer sein, denn in der näheren Umgebung gibt es gar nicht genug Landwirte, die nach dieser anspruchsvollen Anbaumethode arbeiten.“

Zum Projekt „Bio&Faire Wertschöpfungsketten in Regionen“ gehörte auch die Frage, welchen Wert ein Unternehmen für alle diejenigen in der Region hat, die von dem Unternehmen profitieren, also das Personal durch Löhne und Gehälter, die Gemeinde durch Steuern, die Lieferanten durch Umsatz (die sogenannten Stakeholder). Wissenschaftler des Umwelt-Campus Birkenfeld der Hochschule Trier haben sich daran gemacht, hierfür einen Ansatz zu entwickeln. Sie haben sich dabei an Verfahren zur klassischen Unternehmensbewertung orientiert. Dabei wird in die Zukunft gedacht und die vom Unternehmen geschaffenen Wertbeiträge für alle Stakeholder berechnet sowie mit finanzmathematischen Verfahren gewichtet. Die Summe daraus bildet den ‚Regionalwert‘ eines Unternehmens. Das heißt: der so ermittelte Regionalwert spiegelt nicht den Wert des Unternehmens für die Eigentümer oder Gesellschafter wider, sondern er bildet die vom Unternehmen geschaffenen Wertbeiträge für alle Stakeholder ab.

Nach diesen Berechnungen hat der Bauckhof Naturkost Rosche schon in einem Umkreis von 100 Kilometern einen ‚Regionalwert‘ in Höhe von mindestens 103 Millionen Euro. Im Umkreis von 300 Kilometern steigt der Wert schon auf mindestens 127 Millionen Euro.