Für Klaus Engemann vom Biolandhof Engemann sind „bio&faire Wert-schöpfungsketten in Regionen wichtig, weil wir nur gemeinsam etwas für bäuerliche Betriebe und das Lebensmittelhandwerk erreichen können.“

Ein Leuchtturmbetrieb für die Region

Klaus Engemann nennt drei Ziele für das regionale Engagement des Biolandhofes: „Kooperationen mit anderen Bio-Betrieben, Schaffung von Arbeitsplätzen, Erhöhung der Öko-Anbaufläche.“ Die Bilanz dieses Engagements kann sich sehen lassen. Durch Kooperationen mit anderen Bio-Betrieben aus der Region konnte diesen Betrieben eine Umstellung auf ökologischen Landbau ermöglicht werden. Dazu gehören ein Bio-Pilzzuchtbetrieb, eine Bioland-Gärtnerei und ein Bio-Obsthof in Umstellung auf Demeter. Der Anbau von Pilzen, Erdbeeren, Himbeeren oder Chicoree erfordert einen hohen Arbeitskräfteeinsatz. Auch davon profitiert die Region, denn Arbeitsplätze sind auf dem Land rar.

Durch Anbauabsprachen mit 30 anderen Öko-Landwirten aus der Region die Getreide, Obst oder Gemüse anbauen, weiß der Bio-landhof, wie viel er vermarkten kann und die Landwirte wissen, wer ihnen die Ware abnimmt. „Gern gehen wir auch weitere Kooperationen ein, wenn dadurch die Öko-Anbaufläche steigt,“ betont Klaus Engemann und ergänzt: „Schon jetzt werden in unserer Gemarkung Eissen rund 40% der Fläche ökologisch bewirtschaftet – im Bundesgebiet sind es knapp 7%.“ Und das fördert auch die Artenvielfalt in der Region.
Seit 1988 bewirtschaften die Brüder Klaus und Andreas Engemann den Biolandhof Engemann. Auf 65 ha werden Getreide sowie Obst und Gemüse angebaut. Außerdem betreiben die Engemanns noch einen Getreide-, Obst- und Gemüsehandel, der in diesem Projekt beispielhaft durchgerechnet wurde. Zudem kooperieren teilweise auch mit anderen landwirt-schaftlichen Bio-Betrieben. Rund 70 Menschen arbeiten auf dem Betrieb.

Das bringt der Gemüsehandel für die Region

Dieser regionale Nutzen lässt sich durch Zahlen belegen. Wissenschaftler vom Umwelt-Campus Birkenfeld der Hochschule Trier haben entsprechende Berechnungen durchgeführt. Sie zeigen: ein sehr hoher Anteil des jährlichen Umsatzes vom Gemüsehandel, fast 83 %, wird wieder in einem 100 Kilometer-Umkreis ausgegeben. Der regionale Wertschöpfungsbeitrag erhöht sich in einem 200 Kilometer-Umkreis noch auf knapp 90%.

 

Schon in einem Umkreis von 100 Kilometern erzielt der Biolandhof Engemann mit seinem Obst- und Gemüsehandel einen hohen Wertschöpfungsanteil, da die meisten Bio-Rohstoffe hier bezogen werden. Der Gewinn eines Handelsunternehmens ist grundsätzlich niedriger als bei einem Verarbeitungsbetrieb. Klaus Engemann erklärt seine Geschäftsphilosophie so: „Wir begreifen unsere Handelsunternehmen als Dienstleister für die Landwirtschaft. Ich muss meinen Gewinn auch Bauern gegenüber rechtfertigen können.“ Die Tabelle zeigt denn auch, dass der weitaus größte Teil der Finanzmittel an die Bio-Landwirte fließt, die das Obst und Gemüse liefern.

 

Der ‚Regionalwert‘ des Unternehmens

Zum Projekt „Bio&Faire Wertschöpfungsketten in Regionen“ gehörte auch die Frage, wel-chen Wert ein Unternehmen für alle diejenigen in der Region hat, die von dem Unterneh-men profitieren, also das Personal durch Löhne und Gehälter, die Gemeinde durch Steuern, die Lieferanten durch Umsatz usw.(die sogenannten Stakeholder). Wissenschaftler des Um-weltcampus Birkenfeld der Hochschule Trier haben sich daran gemacht, hierfür einen Ansatz zu entwickeln. Sie haben sich dabei an Verfahren zur klassischen Unternehmensbewertung orientiert. Dabei wird in die Zukunft gedacht und die vom Unternehmen geschaffenen Wert-beiträge für alle Stakeholder berechnet sowie mit finanzmathematischen Verfahren gewich-tet. Die Summe daraus bildet den ‚Regionalwert‘ eines Unternehmens. Das heißt: der so er-mittelte Regionalwert spiegelt nicht den Wert des Unternehmens für die Eigentümer oder Gesellschafter wider, sondern er bildet die vom Unternehmen geschaffenen Wertbeiträge für alle Stakeholder ab.Nach diesen Berechnungen hat der Betriebszweig ‚Gemüsehandel‘ des Biolandhofes Enge-mann einen ‚Regionalwert‘ in Höhe von mindestens 20 Mio EUR bezogen auf einen Umkreis von 100 Kilomatern.