Für Tobias Kleinsorge, den kaufmännischen Leiter der Bauernmolkerei Upländer zum Beispiel sind biofaire Wertschöpfungsketten in Regionen wichtig, um auch in Zukunft lebendige Dörfer, eine vielfältige Landschaft und nachhaltig wirtschaftende Bauern zu erhalten und eine hohe Lebensqualität zu sichern.

Die Molkerei der regionalen Bio-Bauern

„Die Upländer Bauernmolkerei ist auf einem starken regionalen Fundament errichtet“, beschreibt Tobias Kleinsorge die Verankerung der Upländer Bauernmolkerei. Bio-Bauern aus der Region haben zusammen mit anderen Privat- und Geschäftsleuten sowie Umweltschützern eine stillgelegte Molkerei aufgekauft und zu einer Bio-Molkerei entwickelt, übrigens der einzigen Bio-Molkerei in Hessen. Inzwischen ist das Unternehmen mit etwa 50 Mitarbeiter einer der größten Arbeitgeber im Upland. Die Milchbauern haben die Mehrheitsanteile an der Molkerei: sie bestimmen über die Milchpreise, die Vermarktung der Molkereiprodukte oder über betriebliche Entwicklungen der Molkerei. Die meisten Milchbetriebe liegen im Upland in einem Umkreis von 100 Kilometern um die Molkerei. Die Weiden der Kühe sorgen für ein abwechslungsreiches Landschaftsbild, wovon wiederum der Fremdenverkehr profitiert.
Jährlich verarbeitet die Upländer Bauernmolkerei rund 35 Millionen Liter Bio-Milch. Die Milch kommt von 110 Bio-Betrieben aus Hessen und Nordrhein-Westfalen. Alle Milchviehbetriebe sind einem Anbauverband angeschlossen. Mitarbeiter: 40 in Produktion und Verwaltung, 10 im Milchmuhseum und im Molkereiladen.

Das bringt die Upländer Bauernmolkerei ihrer Region

Dieser regionale Nutzen lässt sich durch Zahlen belegen. Wissenschaftler vom Umwelt-Campus Birkenfeld der Hochschule Trier haben entsprechende Berechnungen durchgeführt. Sie zeigen: vom Jahresumsatz der Molkerei fließen rund 67 Prozent wieder in die Region in einem Umkreis von 100 Kilometern. Viele Milchlieferanten liegen im Umkreis zwischen 100 und 200 Kilometern. So steigt der Anteil im 200 Kilometer-Radius auf mehr als 90 Prozent.

 

Davon geht mit über 85 Prozent der weitaus größte Anteil wieder zurück an die Milch-Bauern. Und das ist ganz im Sinne der Bauernmolkerei. Die Steuern, die an die Gemeinde fließen, machen prozentual vom Jahresumsatz nur einen kleinen Anteil, rund 1,5 Prozent aus. In Euro umgerechnet kann damit aber die Gemeinde in etwa einen Arbeitsplatz im Kindergarten finanzieren. Auch das entspricht der Geschäftsphilosophie der Bauernmolkerei: „Wir wollen auch in Zukunft lebendige Dörfer, eine vielfältige Landschaft und nachhaltig wirtschaftende Bauern erhalten, um eine hohe Lebensqualität zu sichern,“ betont Tobias Kleinsorge.

 

Der ‚Regionalwert‘ des Unternehmens

Zum Projekt „Bio&Faire Wertschöpfungsketten in Regionen“ gehörte auch die Frage, welchen Wert ein Unternehmen für alle diejenigen in der Region hat, die von dem Unternehmen profitieren, also das Personal durch Löhne und Gehälter, die Gemeinde durch Steuern, die Lieferanten durch Umsatz – also die sogenannten Stakeholder. Wissenschaftler des Umwelt-Campus Birkenfeld der Hochschule Trier haben sich daran gemacht, hierfür einen Ansatz zu entwickeln. Sie haben sich dabei an Verfahren zur klassischen Unternehmensbewertung orientiert. Dabei wird in die Zukunft gedacht und die vom Unternehmen geschaffenen Wertbeiträge für alle Stakeholder berechnet sowie mit finanzmathematischen Verfahren gewichtet.

Die Summe daraus bildet den ‚Regionalwert‘ eines Unternehmens. Das heißt: der so ermittelte Regionalwert spiegelt nicht den Wert des Unternehmens für die Eigentümer oder Gesellschafter wider, sondern er bildet die vom Unternehmen geschaffenen Wertbeiträge für alle Stakeholder ab. Nach diesen Berechnungen hat die Upländer Bauernmolkerei einen ‚Regionalwert‘ in Höhe von mindestens 103 Millionen Euro bezogen auf einen Umkreis von 100 Kilometern. Im Umkreis von 200 Kilometern steigt der Wert auf 132 Millionen Euro.