Xäls – eine Genossenschaft in Neckar-Alb setzt auf kooperatives Wirtschaften. Vom Öko-Landwirt bis zum Verbraucher engagieren sich die Mitglieder:innen für eine unabhängige regionale Versorgung mit Lebensmitteln.

„Jetzt geht es ans Eingemachte“, bringt Xäls-Vorstand Stefan Schopf die Philosophie der Genossenschaft auf den Kirchberger Ökomarketing-Tagen auf den Punkt. Man wolle nicht mehr dabei zuschauen, wie täglich Vögel, Insekten, Läden, Höfe und Verarbeitungsbetriebe in der Region verschwinden.

Bevor es zu spät ist, haben die Schwaben daher eine kooperative Öko-Lieferkette neu aufgebaut. Im Schwabenland steht das Wort Xäls  für Marmelade. Die Kooperation von Landwirten, Verarbeitern, Händlern und Verbrauchen sei eine konzentrierte Mischung aus der Region, die für Tradition und Bodenständigkeit stehe: selbstgemacht von heute für morgen –  daher  Xäls-Genossenschaft. Ihr Logo ist ein vierblättriges Kleeblatt: vier Herzen, die zusammen stehen.

Xäls war eines der ersten Unternehmen, die im Jahr 2020 einen Antrag auf Förderung der regionalen Wertschöpfungsketten (RiWert) bei der BLE gestellt hat. Mit dem Fördergeld und den Einlagen der genossenschaftlichen Partner konnte das Projekt dann starten. „Unsere Mission ist eine neue Handelskultur. Was in der Region Neckar-Alb produziert werden kann, soll auch hier erzeugt, verarbeitet und verkauft werden. Dafür bündeln wir Kräfte, entwickeln Produkte, vermitteln Wissen und ermöglichen Begegnungen“, beschreibt Schopf den Arbeitsauftrag der Genossenschaft.

Zwanzig Partnerbetriebe gründeten die Genossenschaft, die über Privatpersonen aus Waldorfschulen oder Landratsamt zugleich auch in regionalen Instituten und Behörden verankert ist. Bislang konnten 200 Verbraucher:innen als Genossen gewonnen werden. Die Zielvorgabe waren eigentlich 1000 Mitglieder, doch die Pandemie erschwerte die erforderlichen Begegungen erheblich. Über die Partner versorgt Xäls nun wöchentlich insgesamt etwa 20 000 Menschen mit regionalen Biolebensmitteln. Zusätzlich wurde eine Stiftung für Bildungsaufgaben gegründet.

 

 

Kreative Lösungen für die alltäglichen Probleme zu finden, ist Aufgabe des geförderten Projekt-Managers. So hatte beispielsweise ein Landwirt durch viel Regen zu große Möhren auf dem Feld stehen. Gemeinsam fand das Kollektiv eine Lösung. Der Partner-Bäcker machte daraus eine Möhrenbrot-Aktion, ein anderer Partner kochte Xäls-Möhrensuppe daraus.  Das Konzept kam bei den Kunden an – sie  konnten durch den Kauf direkt zur Lösung beitragen. In einem anderen Fall wurden kleine Kartoffeln zu besonderen Xäls-Backofenkartoffeln für die Gastronomie.

Die Xäls-Produkte auch langfristig im Markt zu platzieren, ist allerdings noch eine Herausforderung für die Genossenschaft. „Wir sind dabei, Xäls als Regionalmarke aufzubauen“, sagt Stefan Schopf. Einen Kooperationspartner im lokalen Einzelhandel habe man bereits gefunden und auch die lokale Gastronomie setze sich inzwischen mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinander.

Die Genossen haben viel Arbeit in eine umfassende Kommunikation investiert, um die Menschen in der Region auf das Projekt aufmerksam zu machen. „Es ist wichtig, vor Ort auch eine Relevanz zu erreichen. Nur mit einer Bedeutsamkeit vor Ort, kann man Einfluss ausüben“, sagt Schopf. Erste Erfolge sind bereits sichtbar. So gibt im Landratsamt statt Cola nun selbstgemachte Xäls-Apfelsaftschorle. Die Genossen bauen den Gastrobereich weiter aus und investieren in Technik für längere Haltbarkeiten und größere Verpackungseinheiten.

Überraschende Unterstützung erhielt die Genossenschaft zudem von der örtlichen Volksbank. Dort stießen die regionalen Verkaufsautomaten auf großes Interesse. Die „Xälsomaten“ sollen nun in allen Filialen des Kreises Einzug halten.

Hier geht es zum Xäls-Infoflyer