Jan-Peter Bauck, Geschäftsführer der Bauck GmbH, Rosche, ist Mitglied des FairBio Vereins, um einen gemeinsamen sozialen Prozess zu gestalten. Der Biopionier will die Welt ein Stück weit verändern und lebt eine andere Form des Wirtschaftens.
FairBio: Hat sich der Umgang miteinander in der Biobranche verändert? Welche Tendenz ist zu erkennen?
Vieles in der Biobranche hat sich im Laufe der Jahrzehnte stark verändert. Denn mit dem Wachstum sind in den Betrieben mehr Menschen hinzugekommen. Andere Strukturen entstanden und persönliche Verbindungen wurden delegiert. Mit dieser Entwicklung etablierten sich schleichend auch andere Umgangsformen. Das gemeinsame Arbeiten an einem Ziel geriet im Alltagsgeschäft Stück für Stück in den Hintergrund. Diese Veränderung gab vor zehn Jahren den Anstoß zur Gründung des FairBio Vereins, damals noch unter dem Namen „Bestes Bio – Fair für alle“. Die beteiligten Biohersteller spürten diesen Wandel und wollten ein deutliches Zeichen für mehr Fairness im Biosegment setzen.
FairBio: Welche Beziehungsvorteile bringt Ihnen die Mitgliedschaft bei FairBio?
Der faire Umgang mit Menschen ist mir ein persönliches Anliegen. Es geht darum, die Bedürfnisse des anderen zu bedenken und nicht nur kurzfristig das Maximum an Profit herauszuholen. Durch den eigenen Druck schaut man jedoch leicht in erster Linie auf sich selbst und nimmt die Nöte der anderen nicht wahr. Durch die Zusammenarbeit im FairBio Verein erhalte ich einen Blick von außen auf das Unternehmen und kann reflektieren. Sind wir noch richtig aufgestellt, um einen vertrauensvollen Umgang miteinander auch zu gewährleisten?
FairBio: Was bedeutet faires Bio konkret für Bauck? Worin unterscheidet sich das Unternehmen von anderen Hersteller?
Die Getreidebranche ist davon gekennzeichnet, dass es viele Anbieter und wenige Abnehmer gibt. Dieses Kräfteverhältnis begünstigt faire Handelsbeziehungen eher weniger, daher haben wir zusammen mit unseren Demeter-Lieferanten eine Erzeugergemeinschaft gegründet. Wir haben unseren Hauptrohstoff Getreide auf den Prüfstand gestellt und überlegt, was wir besser machen können. Etwa 70 Prozent unseres Demeter-Getreides decken wir nun über Mehrjahresverträge ab und haben uns mit unseren Partner auf ein bestimmtes Prozedere geeinigt: Wir führen Beziehungsgespräche.
Einmal im Jahr setzen sich die Landwirte der EZG und drei Vertreter von Bauck an einen Tisch und besprechen das vergangene Jahr. Was ist gut gelaufen, welche Probleme gab es? Dabei geht es nicht in erster Linie um Geld, sondern um den Umgang miteinander. In diesen Gesprächen legen wir unsere Preise komplett offen und schätzen dann die Entwicklung der zukünftigen Marktpreise gemeinsam ein. Darauf basierend bieten wir den Mitgliedern dann Mehrjahresverträge an.
FairBio: In welcher Form profitieren Landwirte und Unternehmen von der Beziehungsarbeit?
Diese Art der Zusammenarbeit bietet den Landwirten gerade bei den aktuell steigenden Pachtpreisen mehr Sicherheit. Sie wissen im Voraus, mit welchen Preisen sie kalkulieren und können ihr Einkommen besser abschätzen. Dadurch sind die Risiken für sie leichter abzuschätzen, wenn sie ihre Betriebe erweitern und neue Flächen auf Bio umstellen möchten. Durch diese Form des Wirtschaftens konnten wir mit unseren Lieferanten im Laufe der Jahre ein Vertrauensverhältnis aufbauen, bei dem die stabile wirtschaftliche, aber auch persönliche Beziehung beiden Seiten sehr wichtig ist. Unabhängig von der aktuellen Marktsituation werden die vereinbarten Kontrakte von beiden Partnern immer eingehalten. So haben wir vor drei Jahren deutlich weniger und in den letzten beiden Jahren deutlich mehr für Dinkel bezahlt, als der Rest der Welt. Als die Rohware richtig knapp und die Marktpreise hoch waren, haben uns die Landwirte aber dann zusätzlich zu den vereinbarten Kontrakten, ihre letzten Tonnen, die noch in der Scheune lagen, zum gleichen Preis geliefert. Wir können uns aufeinander verlassen.