Die neue Initiative für faire Preise in der Lebensmittelkette (IniFair) fordert von Landwirtschaftsminister Özdemir endlich wirksame Maßnahmen, um den Kauf von Lebensmitteln unter Produktionskosten durch Supermärkte und Lebensmittelunternehmen zu verbieten. Am heutigen Bauerntag in Münster stellt die Initiative ihre Forderungen vor.
In Deutschland beherrschen vier Supermarktkonzerne, Edeka, Rewe, die Schwarz-Gruppe, zu der Lidl und Kaufland gehören und Aldi, 85 Prozent des Lebensmittelmarktes. Trotz des Gesetzes gegen unfaire Handelspraktiken ist laut Befragung der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung hier jeder zweite Lieferant von unfairen Preisen betroffen. Die deutschen Landwirtschaftsbetriebe erhalten im Durchschnitt nur 18 Prozent Wertschöpfung in der Lebensmittelkette, während EU-Landwirtschaftsbetriebe im Durchschnitt 27 Prozent der Wertschöpfung bekommen. Andere Länder wie Frankreich oder Spanien haben längst eine gesetzliche Regelung für kostendeckende Bezahlungen und faire Vertragsgestaltung geschaffen. Noch immer sind viele Bauernhöfe gezwungen, Lebensmittel unter den Produktionskosten an Supermarktkonzerne zu verkaufen.
Das vor zwei Jahren verabschiedete Agrarorganisationen-und-Lieferketten-Gesetz sollte die Marktmacht der Konzerne einschränken und den landwirtschaftlichen Erzeugern und anderen Lieferanten den Rücken stärken. Eine nennenswerte Verbesserung trat aber nicht ein. Einer aktuellen Branchen-Studie zufolge sind noch immer bis zu 70 Prozent der Lieferanten von unfairen Praktiken betroffen. Die neue Initiative besteht unter anderem aus dem European Milk Board (EMB), das rund 100.000 Milcherzeuger repräsentiert, der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), der Deutschen Umwelthilfe (DUH), Oxfam, dem INKOTA-Netzwerk und dem Forum Fairer Handel.
“Supermärkte nutzen ihre Marktmacht, um hohe Preise allein für ihre Profite durchzusetzen. Die Verlierer sind Lebensmittelbetriebe, die nicht mehr wirtschaftlich arbeiten können und immer mehr Bedürftige, die hohe Lebensmittelpreise nicht stemmen und von den Tafeln kaum noch versorgt werden können. Umbau der Tierhaltung, der Wasserschutz und die Pestizidreduktion in Deutschland sind zum Scheitern verurteilt, wenn Erzeugerbetriebe kostendeckende Preise in der Lebensmittelkette nicht durchsetzen können”, fordert Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH. Landwirtschaftsminister Özdemir müsse die gesetzliche Regelung jetzt nachbessern und den Kauf von Lebensmitteln unter Produktionskosten verbieten.
“Die Bäuerinnen und Bauern etwa im Milchbereich hatten kurzzeitig Gewinne, welche aber die Verluste der letzten Jahrzehnte längst nicht ausgleichen konnten. Jetzt sinken die Milchpreise bereits wieder unter die Produktionskosten. Es braucht faire Marktmechanismen, damit die Erzeugerinnen und Erzeuger auf Augenhöhe am Markt agieren können. Ein Verbot des Einkaufs unter Produktionskosten würde eine effiziente Wirkung entfalten, wenn die Produktionskosten die wahren Kosten der Betriebe im Durchschnitt abdecken”, ergänzte Ottmar Ilchmann, Milchbauer von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, AbL.
Zum Forderungspapier: https://initiativefairepreise.de/