Regionale Mühlen für Biogetreide sind rar. FairBio-Mitglied Thorsten Eiling betreibt gemeinsam mit seinem Bruder Jens in Warstein die einzige reine Biomühle in NRW. Faire Preise für Bauern und eine transparente Herkunft der Rohstoffe sind das Markenzeichen der Biomühle Eiling.
„Wer regionale Landwirtschaft und Handwerk erhalten will, muss als Konsument auch bereit sein, dafür angemessene Preise zu zahlen“, sagt Thorsten Eiling. Als Mitbegründer des FairBio Vereins engagiert er sich für eine Wirtschaftsweise, in der Erzeuger und Verarbeiter faire Preise erhalten.
Der Müllermeister aus dem Sauerland stemmt sich aus Überzeugung gegen den massiven Strukturwandel im Mühlen- und Bäckerhandwerk und setzt auf Bioqualität und eine starke regionale Vernetzung. So werden 95 Prozent seiner Mehle in einem Umkreis von 120 Kilometern verbacken.
Die Biomühle Eiling ist eine kleine Mühle, doch dies hat auch Vorteile. „Wir sind flexibel und können auch individuelle Chargen für kleinere Backbetriebe produzieren“, so Thorsten Eiling. „Natürlich müssen wir uns im alltäglichen Preiskampf behaupten, doch unsere Abnehmer teilen unsere Werte und vermitteln diese auch an den Konsumenten“, erläutert Thorsten Eiling das Konzept. So beliefert die Biomühle unter anderem die Vollkornbäckerei Cibaria sowie den Steinofenbäcker. „Unseren Bäckern ist die Herkunft des Getreides sehr wichtig, daher listen wir die Lieferanten entsprechend auf“, so der Bio-Müller. „Immer wenn es darum geht, die Landwirte rund um den Kirchturm zu benennen, können wir gegenüber anderen Mühlen punkten.“
Dass die alte Wassermühle heute überhaupt noch existiert, ist allerdings einem Schachzug von Senior Bernhard Eiling zu verdanken. Eigentlich wollte Thorsten Eiling nach der Schule gerne Gas-Wasser-Installateur werden. Nach einem sehr stressigen Betriebspraktikum entschied er sich dann doch lieber für den Müllerberuf. Erst nach seiner Gesellenprüfung beichtet ihm dann sein Vater, dass er damals eine Absprache mit dem Praktikumsbetrieb hatte, um die Familientradition fortzuschreiben. Schließlich vermahlt daie Müller-Familie seit mehr als 400 Jahren Getreide zu Schrot und Mehl.
Als Müllermeister arbeitete Thorsten Eiling zunächst in der benachbarten Stirper Mühle. Als der Betreiber diese vor acht Jahren aufgab, entschlossen sich die beiden Brüder zur Übernahme des Familienbetriebes in Warstein und stellten ihn auf Bio um. Jens und Thorsten Eiling investierten insgesamt rund 1,2 Millionen Euro in modernste Technik und bauten die alte Mühle in mühevoller Kleinarbeit vollständig um. Heute treiben zwei moderne Turbinenkraftwerke die Mühle an. „Bis zu 80 Prozent der Energie stammt aus der Wasserkraft der Möhne“, sagt Thorsten Eiling. Seit 2011 werden damit nun Weizen, Roggen, Dinkel, Kamut, Emer und Lichtkornroggen in Bioqualität vermahlen. Die Produktpalette umfasst Vollkornmehle und Typenmehlen aller Art, Schrote, Vollkorngrieße sowie Backmischungen. Die Verpackungsvarianten reichen vom losen Mehl im Tankwagen über Big-Bag, 25-Kilosack bis zur 1-Kilo-Tüte.
Mit transparenten Lieferwegen, frischer Mehlqualität und kurzen Wegen zum Bäcker sehen sich die beiden Brüder für Zukunft gut gerüstet: In 2017 haben sie die Lagerkapazitäten mit fünf neuen Getreidesilos mit einem Fassungsvermögen von je 100 Tonnen erweitert. Zudem bilden sie zwei Lehrlinge zum Müller aus. Als zusätzliches Standbein geht ab Herbst ein eigener Online-Shop an den Start, um die Endverbraucher mit „Bio-Mehl in Bäckerqualität“ auch direkt zu erreichen.
Hier geht es zum neuen Mühlen-Shop: