Der Handel steht in der Kritik. Bioverbände und Ökohersteller beschweren sich zunehmend über unfaire Verhandlungspraktiken. Eine Initiative forciert nun neue Spielregeln: Fairness soll in den Verträgen zur Norm werden. FairBio stellt die Allianz vor.

Der Wettbewerb um den günstigsten Preis macht auch vor ökologisch sozial denkenden Unternehmen nicht halt. LEH, Discount und auch der Naturkostfachhandel überbieten sich derzeit gegenseitig dabei, die Verhinderer der Inflation zu sein – so die Kritik der Lieferantenseite. Die Situation an den Verhandlungstischen sei derzeit geprägt von Ignoranz, fehlender Wertschätzung und mangelndem Respekt.

Um den globalen Krisen zu begegnen und die Entwicklung in gerechte Bahnen zu lenken, brauche es eine andere Form des Wirtschaftens, erklärt die neue Allianz Faire und Ökologische Marktwirtschaft (FÖM) bei ihrer Vorstellung auf der Sommer-Edition der Biofach. In der Initiative haben sich die Organisationen AöL, Bioland, BNN ,Demeter, ForumFairerHandel, GEPA und Naturland mit dem Ziel zusammengeschlossen, das derzeitige Wirtschaftssystems grundlegend zu transformieren

.„In Deutschland müssen wir im Moment zuschauen, wie jeden Tag Landwirte aufgeben. An dem Konzept Wachsen oder Weichen hat sich seit Jahrzehnten nichts geändert. Das beherrschende Thema sind möglichst billige Lebensmittel für Verbraucher“, erläutert Naturland-Geschäftsführer Steffen Reese, die Gründung der Initiative. Die vier europäischen IFOAM-Leitlinien Gesundheit, Ökologie, Gerechtigkeit und Sorgfalt habe man in den vergangenen Jahrzehnten in bestimmten Bereichen besser und anderen weniger gut adressiert. Beim Thema Gerechtigkeit bestehe leider noch Nachholbedarf.

„Ökologische und Faire Bewegung sind zwei Wurzeln eines Baumes. Neben den ökologischen Faktoren muss auch der soziale Faktor eines Produktes berücksichtigt werden“, erklärt GEPA-Geschäftsführer Peter Schaumberger.

„Der Aspekt eines sozialen und fairen Miteinanders ist zwar in den ideellen Prinzipien der Biobewegung verankert, hat jedoch keinen Einzug in die rechtlichen Vorgaben gefunden“, ergänzt AöL-Referent Maximilian Falkenberg. Durch die zunehmend schwierigen Erfahrungen in ihrem Geschäftsalltag haben die Allianz-Partner daher fünf Grundsätze für einen fairen Umgang im Handelsgeschäft formuliert.

# Die Konditionen der Verträge sind verständlich formuliert und werden partnerschaftlich auf Augenhöhe verhandelt

# Die Kosten für Sozial- und Nachhaltigkeitsstandards sind von Handel und Hersteller gemeinsam zu tragen.

# Jedes Unternehmen trägt das wirtschaftliche Risiko für seinem Geschäftsbereich eigenverantwortlich.

# Investitionszuschüsse werden nur im beiderseitigen Interesse vereinbart.

# Verträge führen nicht zu einseitigen finanziellen Belastungen der Parteien.

Damit wollen die Akteure gemeinsam den Weg von unfairen Handelspraktiken (UTPs) zu fairen Handelspraktiken (FTPs) beschreiten. Die Allianz setzt sich dafür ein, dass die FTPs normativen Charakter erlagen. Sie sollen den Marktakteuren als Orientierung dienen und können als Präambeln in Verträgen formuliert werden. Da diese Grundsätze sich mit den Leitlinien des FairBio Vereins decken, freuen wir uns über weitere Mitstreiter für Faires Bio und unterstützen die  neue Allianz.