Mit der Marke Niederrheinisch Määdje setzt die Biokäserei Aurora auf Nachhaltigkeit in der Region. Acht Bioland-Bauern vom Niederrhein liefern die Weidemilch für den speziellen Regionalkäse. Die FairBio-zertifizierte Käserei stellte das Konzept bei einer Molkereiführung für die Ökomodell-Region vor.

Die weite Landschaft des Niederrheins wird neben dem Rhein von vielen kleinen Flüssen, den typischen Wiesen und Weiden und ausgedehnten Naturschutzgebieten geprägt. Um diese Kulturlandschaft zu erhalten, wollen die Akteure in der Ökomodellregion die Weidewirtschaft schützen und damit gleichzeitig Umwelt- und Klimaschutz, Tierwohl und Biodiversität in der Region ausbauen. Grünland speichert deutlich mehr Kohlenstoff im Boden als sämtliche anderen Nutzungsformen. Weiden und Wiesen binden Wasser und wappnen das Land gegen Dürre oder Hochwasser. Ohne Wiederkäuer ist Gras allerdings für die menschliche Ernährung nicht nutzbar.  Zusätzlich zur Weide erhalten die Rinder einen weiteren Lebensraum:  mit ihrem Dung erzeugen Kühe reichlich Biomasse für Insekten.

Genug Gründe, um die Milch von der Weide für neue Produktkonzepte in den Mittelpunkt zu rücken. Mit der Marke „Niederrheinisch Määdje“  hat die  Biokäserei Aurora dies bereits erfolgreich realisiert. Acht ausgewählte Biolandhöfe aus den Kreisen Kleve, Wesel und Viersen liefern die Milch für den besonderen Käse vom Niederrhein. In der Weideperiode April bis Mitte Oktober dürfen die Kühe mindestens acht Stunden täglich auf die Weide und haben dort viel Platz: ein Hektar teilen sich maximal sechs Kühe. Die Landwirte stehen für die Kommunikation mit den Verbrauchern bereit und verpflichten sich vertraglich für Naturschutz und den Ausbau der Biodiversität. Für die Kühe gelten zudem besondere Komfort-Regelungen mit speziellen Liegematratzen und Tiefstreu.

 

Regionale Häppchen: Organisiert von der Ökomodellregion Niederrhein bot Aurora bei der Käsereiführung in Kranenburg den interessierten Besuchern aus dem Bereich Großhandel und Kantinen im eigenen Ladengeschäft eine breite Auswahl an regionalen Käsespezialitäten an.  Fotos: FairBio

Die Anregung für eine bio-regionale Käsemarke kam von Kundenseite. „Weil die Nachfrage nach Regionalkäse so groß war, haben wir eine neue Marke kreiert. Inzwischen haben wir auch im niederländischen Markt ein entsprechendes Pendant mit den dortigen Milchlieferanten umgesetzt“, erläutert Aurora-Geschäftsführerin Manon ten Dam bei einer Veranstaltung der Ökomodell-Region Niederrhein in Kranenburg. Gemeinsam mit ihrem Geschwistern Tim, Joris und Daan führt sie das im Jahr 1980 gegründete Unternehmen mit holländischen Wurzeln inzwischen in der zweiten Generation.

Im Jahr 2019 wurde in Kranenburg – nahe der holländischen Grenze – eine neue Produktionsstätte in Betrieb genommen.  Hier verarbeitet die Familienkäserei heute mit 35 Mitarbeitern derzeit jährlich 12 Millionen Liter Biomilch von insgesamt 17 Milchbauern – ein weiterer Ausbau der Kapazitäten ist geplant.

Neben den bekannten Gouda-Rezepturen sowie Ziegen- und Schafskäse hat die Familienkäserei ihr Angebot an regionalem, fairem Biokäse sukzessive erweitert. Für das Niederrheinisch Määdje präsentierte die Käserei in Kranenburg neue Käsesorten mit Rotkultur. „Wir wollten einen anderen Käse als Gouda entwickeln“, erklärt Manon ten Dam. Statt mit einer Kunststoffrinde überzogen zu werden, wird in der Rotkulturlinie jeder Laib während der Reifung mehrmals mit einem speziellen Sud eingerieben –„affiniert“. Die drei Sorten Ostaras Morgenröte, Freyas Klee, Iduns Äpfel – mit niederrheinischem Apfelkraut –  erweitern das Angebot vom Niederrhein und sind entsprechend als Regionalprodukt gekennzeichnet. Bei der Verkostung vor Ort kam der fruchtig-milde Geschmack von Iduns Äpfel bei den interessierten Besuchern aus Gastronomie und Handel besonders gut an.

Block-Bildung: Vom Tank fließen Molke und Bruch in die Vorpresswanne. Die flüssige Molke wird später für Babynahrung verwendet, der feste Bruch wird zum Käse.

 

Ruhe-Qualität:   Im modernen Hochregallager reifen die Käselaibe zum verkaufsfertigen Produkt heran.

Regional, Bio und Fair mit diesen Werten positioniert sich die Käserei im Markt. Die Produktionsstätte in Kranenburg punktet zudem mit einer nachhaltigen Bauweise. „Die neue Käserei ist komplett mit Sonnenkollektoren ausgelegt, so dass wir jetzt fast 200 kW erzeugen können, wenn die Sonne scheint. Im vergangenen Jahr konnten 173,106 Kwh erzeugen  und für die Produktion verwendet werden“, sagt Manon ten Dam. Im Gebäude wurde zudem ein umfangreiches Kühlsystem mit Wärmerückgewinnung installiert, bei dem die entzogene Wärme für die Fußbodenheizung genutzt wird.

Die größte Einsparung erreicht das Unternehmen durch das Eindicken der Molke über eine spezielle Anlage. „Hierbei wird die Molke von 5 Prozent Trockenmasse auf 25 Prozent Trockenmasse eingedickt. Statt acht Fahrten für den Transport der Molke sind es nun nur noch eine pro Woche. „Dadurch sparen wir fast 600.000 Liter Diesel pro Jahr ein“, freut sich ten Dam. Das Eindicken der Molke hat noch einen anderen Vorteil: die Käserei gewinnt wöchentlich mehr als 9000 Liter Wasser, das wieder in der Käseproduktion eingesetzt wird. Manon ten Dam sieht die Familienkäserei mit der modernen Produktionsstätte gut für die Zukunft gerüstet: „Wir sind uns unsere Verantwortung für die nächste Generation bewusst. Darum setzen wir in unserer Käserei in ganzer Linie auf Nachhaltigkeit.“