Bei der Planung einer neuen Betriebsstätte setzt die Upländer Bauernmolkerei auf einen nachhaltigen Energiemix. Ein Projekt ermittelte die optimale Kombination der Energiequellen.

 

„Die Verarbeitung von Milch ist sehr energieintensiv. Daher ist es wichtig, bei einem Neubau die Möglichkeiten zur Nutzung erneuerbarer Energien bereits früh im Planungsprozess zu berücksichtigt“, erklärt Karin Artzt-Steinbrink, Geschäftsführerin der Upländer Bauernmolkerei. Da die traditionsreiche Produktionsstätte im Ortskern von Willingen an ihre Grenzen stößt, plant die Molkerei derzeit einen Neubau am Ortsrand. Dort soll die Produktionsfläche dann auf 3000 Quadratmeter nahezu verdoppelt werden.

Seit ihrer Gründung steht die Bauernmolkerei für eine regionale, nachhaltige und faire Milchproduktion. Neben fairen Milchpreisen für die Bauern bedeutet dies für das Unternehmen auch einen fairen Umgang mit der Umwelt. Erneuerbare Energien weisen im Vergleich mit konventionellen Energienutzungsformen eine bessere Umweltbilanz auf. Insbesondere die Verbrennung fossiler Energieträger ist durch die dabei entstehenden Verbrennungsrückstände und Treibhausgase lokal wie auch global hochgradig umweltbelastend. Durch Umstellung der Energieversorgung auf ein regeneratives Energiesystem lässt sich verursachte Umweltbelastung jedoch deutlich reduzieren.

In einem interdisziplinären Projekt des Umwelt-Campus Birkenfeld der Hochschule Trier haben die Studenten Andreas Prämassing und Lukas Müller daher den Produktionsprozess der Molkerei genau analysiert und die Hauptenergieverbraucher im Bereich Wärme und Kälte identifiziert. Die wissenschaftliche Betreuung lag in den Händen von Prof. Dr. Christian Kammlott, Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Prof. Dr. Henrik te Heesen, Labor für Erneuerbare Energien. In Zusammenarbeit mit dem verantwortlichen beratenden Ingenieurbüro vor Ort wurden von den Studenten stundengenaue Jahreslastprofile für die Produktion erstellt. Auf dieser Datenbasis konnte so der Einsatz regenerativer Energie für einzelne Anlagen ermittelt sowie eine optimale Kombination für den gesamten Herstellungsprozess berechnet werden.

Das unter energetischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten beste Konzept besteht demzufolge aus dem Energiemix:

  • einer 75 kWp Photovoltaikanlage mit einer Eigenverbrauchsquote von über 90 Prozent,
  • einem 420 kW Hackschnitzelkessel sowie
  • einem 50kW Blockheizkraftwerk in Verbindung mit einer Absorptionskältemaschine, welche über Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung (KWKK) das Kühllager betreibt.

Eine Kombination dieser Anlagen kann nach den Berechnungen die CO2-Emissionen um 488 Tonnen pro Jahr reduzieren und die Betriebskosten im Vergleich zu einem Referenzszenario auf Grundlage fossiler Ressourcen signifikant reduziert werden. Der Anteil an erneuerbaren Energien im Energiemix beträgt in diesem Szenario 71 Prozent.

Das Projekt bestätigt, dass erneuerbare Energieträger wirtschaftliche und ökologische Vorteile miteinander verbinden können. „Die Berechnungen zeigen auch den hohen ökologischen Wertbeitrag regenerativer Brennstoffe und die damit einhergehenden Potentiale für eine gesteigerte regionale Wertschöpfung“, freut Karin Artzt-Steinbrink, Vorsitzende des FairBio Vereins.