Landwirte und Köche wirtschaften mit Bio aus Überzeugung – so die Erfahrung von Adelheid Birmelin, Account-Managerin bei Demeter Felderzeugnisse (DFE). Das FairBio-zertifizierte Unternehmen ist seit drei Jahrzehnten im Außer-Haus-Markt etabliert. Wo liegen die Erfolgsfaktoren? Welche Schubwirkung bringt die neue Förderpolitik? FairBio hat Adelheid Birmelin zu den Besonderheiten in diesem Marktsegment befragt.

Was war die Initialzündung für den frühen Start im Außer-Haus-Markt?

Schon damals gab es auch in dem Bereich der Außer-Haus-Verpflegung Idealisten, die wie wir den Bio-Anbau wichtig fanden und Bio-Lebensmittel in Ihren Einrichtungen einsetzen wollten. Visionen, Idealismus und viel Engagement waren die treibenden Kräfte. Wir arbeiteten damals wie heute eng, partnerschaftlich und vertrauensvoll zusammen. Unsere Kunden wollten das ganze Jahr über kontinuierlich beliefert werden und auf den Höfen gab es Ware, die nicht lagerfähig war. Daher haben wir uns für eine tiefgekühlte Lagerhaltung entschieden und konnten so dem Außer-Haus-Markt ganzjährig Bio-Produkte anbieten. Angefangen hat alles mit klassischen Felderzeugnissen, wie Kartoffeln, Möhren, Bohnen, Erbsen und Spinat.

Welche Abnehmer standen zuerst auf der Kundenliste?

Interessierte Unternehmen, die nachhaltige Bio-Lebensmittel einsetzen wollten, wurden von uns beliefert. Es gab einen Mindestbestellwert, dieser konnte von kleinen Einrichtungen unkompliziert erreicht werden. Diese Vorgehensweise haben wir bis heute beibehalten. Das Kundenspektrum reicht bundesweit von Kindergärten über Restaurants bis zu Caterern. Uns war es schon immer wichtig, dass gute Bio-Lebensmittel allen zur Verfügung stehen. Wir haben es mit sehr engagierten Küchenchefs zu tun, die das Thema mit uns nach vorne brachten und bringen. Ohne diese Bewegung könnten wir heute nicht über Bio in der Außer-Haus-Verpflegung sprechen. Dafür war auf beiden Seiten sehr viel idealistisches Investment erforderlich.

Welche Bio-Betriebe beliefern das Unternehmen? Wie setzt sich das Sortiment zusammen?

Angefangen hat es mit Demeter-Gemüse von den Höfen unserer Mitgliedsbetriebe. Mittlerweile zählen insgesamt über 250 Bio-Landwirte zu unseren Lieferanten. Gemeinsam mit den langjährigen Abnehmern haben wir ein Sortiment für die Bedürfnisse der Kunden entwickelt. Inzwischen umfasst unser Außer-Haus-Sortiment mehr als 600 Artikel wie Gemüse, Kräuter, Obst, Convenience Produkte, vegane Produkte, Süßspeisen, Knödel und vieles mehr. Bei Kartoffeln bieten wir beispielweise fast 30 küchenfertige Produkte von Stiften, Würfeln, Knödeln, Röstis, Pommes, Bratkartoffeln bis zu Gnocchi und Kroketten an. Unser Ziel ist „Zero Wast“ bereits auf dem Acker umzusetzen und Lebensmittel nicht zu verschwenden. Es ist nicht immer einfach, der Balance in diesem Gefüge zwischen Landwirtschaft und Küchen gerecht zu werden. Durch unsere Nähe zu den Landwirten und den Köchen hatten wir immer einen guten Blick dafür, was für beide Seiten wichtig ist.

Wie ist die Verarbeitung organisiert?

Wir haben gute Verarbeitungspartner, mit denen wir zusammen Produkte herstellen und verarbeiten. Wir übernehmen die Ware von den Landwirten, lassen diese verarbeiten und bieten sie über unsere Vertriebskanäle dem Außer-Haus-Markt an. Das ist gelebte Transparenz und Bio-Sicherheit vom Acker bis auf den Teller. Da wir mit mittelständischen Betrieben zusammenarbeiten, die handwerklich arbeiten, können wir flexibel auf Produkt- und Gebindewünsche eingehen. Der Bio Außer-Haus-Bereich lebt von der Flexibilität und dem schönen Begriff „think different“. So haben wir allein schon in diesem Jahr 15 neue Produkte zusammen mit unseren Kunden entwickelt und in unser Sortiment aufgenommen. Unser Anspruch ist es nach Verbandsrichtlinien zu verarbeiten – auch wenn es nicht speziell ausgelobt wird. Das ist uns und unseren Kunden wichtig, da es um Vertrauen, Sicherheit und Qualität geht.

Was unterscheidet euer Angebot von Wettbewerbern? Warum seid ihr FairBio-zertifiziert?

Bio ist für uns nicht nur ein Wort mit drei Buchstaben. Es ist unser Bestreben, nachhaltige und gesunde Lebensmittel anzubieten, die Körper, Seele und Geist nähren. Dies sind Werte, die in unseren Firmen-Genen verankert sind, und uns bis heute motivieren. Das bedeutet aber auch, dass es bei uns keine Möhre zum Schleuderpreis gibt. Alle Teile der Wertschöpfungskette vom Landwirt, dem Verarbeiter, dem Handel bis zum Kunden müssen von ihrer Arbeit leben können. Unsere Arbeit basiert auf dem Drei-Säulen-Modell, das Ökologie, Ökonomie und Soziales beinhaltet. Wir sind davon überzeugt, dass nachhaltiges, langfristiges Wirtschaften nur möglich ist, wenn alle Bereiche im Einklang sind.

Welche Auswirkungen hatte der Lockdown auf den Absatz?

Demeter-Felderzeugnisse hat verschiedene Standbeine, so dass wir diese Zeit gut abfedern konnten. Der Einzelhandel ist nach wie vor unser stärkster Absatzkanal. Daher konnten wir die Warenströme in unsere Marken „Natural Cool“ und „bio inside“ lenken. Hut ab vor unseren Mitarbeitern, die dieses durch Flexibilität und Engagement möglich gemacht haben.

Welche positiven Signale erwartet ihr von der neuen Förderpolitik für den Außer-Haus-Markt?

Es ist gut, auch in diesem Vertriebskanal mehr Bewusstsein für Bio zu schaffen. Doch damit stehen wir vor neuen Herausforderungen. Der Bio-Bereich muss aufpassen, dass Bio nicht in die konventionellen Denkstrukturen aufgenommen wird. Für viele Anbieter ist Bio nur ein Logo – für uns steht es für sehr viel mehr. Partnerschaftliche und regionale Zusammenarbeit, Biodiversität und die Zukunftsperspektive von Höfen sind nur einige Aspekte. Wir glauben fest daran, dass der Bioanteil im Food-Service Bereich weiterwächst, wohlwissend, dass gerade dieser Markt sehr stark von äußeren Faktoren wie beispielsweise der Inflation beeinflusst wird.