FairBio-Lieferant Bernd Schmitz aus Hennef setzt auf Kreativität. Mit einer SoLaWi und einer aktiven Vernetzung legt der Demeter-Landwirt das Fundament für die nächste Generation.

Zwischen dem Siebengebirge am Rhein und dem Westerwald liegt der Hanfer Hof im idyllischen Hanftal. Bernd Schmitz bewirtschaftet hier mit seiner Familie 100 Hektar Grünland und 20 Hektar Ackerfläche. Seine 50 Kühe laufen zum Melken von der Weide direkt in den Stall. Die Milch vermarktet er über die Upländer Bauernmolkerei und zum Teil direkt. Das Getreide verarbeitet die  DLS Vollkorn-Mühlenbäckerei im nahegelegenen Hennef zu hochwertigen Demeter-Broten. FairBio hat den Landwirt gefragt, wie er seinen Hof in diesen Zeiten für die Zukunft aufstellt.

Bernd, worin besteht für Dich derzeit die größte Herausforderung als Biolandwirt?

Viele Menschen erkennen den Mehrwert von Bio noch nicht, daher fehlt oftmals noch die entsprechende Wertschätzung.  Wie sich die Biolandwirtschaft auf den Boden, die Insekten, die Artenvielfalt, das Wasser und das Klima auswirkt, ist vielen Konsumenten immer noch nicht hinreichend klar. Diese Wissensvermittlung müssen wir in den verschiedenen Stufen unserer Wertschöpfungskette zusammen bewältigen.

Um den Menschen dies zu vermitteln, bist Du in vielen Gruppen in NRW sehr aktiv. Wie bekommst Du dieses Engagement mit dem Betrieb unter einen Hut?

In der Vergangenheit habe ich mir etwa einen Arbeitstag pro Woche dafür freigeräumt. Ich bin in NRW seit 14 Jahren Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft, engagiere mich im Ernährungsrat Köln, im Institut für Welternährung und der Regionalwert AG Rheinland. Aktuell muss ich mich allerdings neu aufstellen, um für die nächste Generation das Fundament des Betriebes zu sichern.

Welche Themen im Biosegment stehen bei Dir derzeit ganz oben auf der To-do-Liste?

Die Absatzkanäle für Bio müssen weiter ausgebaut werden. Wenn wir den regionalen Bio-Absatz durch den Außer-Haus-Verzehr stützen wollen, muss der Ausbau von entsprechenden Verarbeitungsbetrieben für diesen Kanal gezielt gefördert werden. Das ist für mich eine Aufgabe für den Ernährungsrat Köln oder die Regionalwert AG Rheinland. Aus solchen Initiativen müssen konkreten Lösungen erwachsen. Ein Betrieb in unserer Größe muss zukünftig außerdem genug direkte Absatzwege für sich sichern, um die Marktmacht der großen Handelskonzerne ausschalten zu können.

Du belieferst zwei FairBio-zertifizierte Verarbeiter mit Getreide und Milch. Inwiefern hilft Dir das Konzept?

Die langfristigen und fairen Preisabsprachen mit meinen Abnehmern bringen Sicherheit für den Betrieb. Es gibt keine kurzfristigen Preisschwankungen, das ist für meine Planung ganz wichtig. Aber auch die Bioverarbeiter stehen durch die aktuelle Marktsituation stark unter Druck. Damit auch meine beiden Töchter, die den Hof übernehmen wollen, noch davon leben können, müssen wir unseren Anteil in der Direktvermarktung weiter ausbauen.

Welche direkten Wege zum Kunden hat der Hanfer Hof bereits erschlossen?  

Wir haben in den letzten Jahren eine Solidarische Landwirtschaft für drei Hektar Gemüse aufgebaut, auf denen 50 Gemüsesorten angebaut werden. 100 Familien von Siegburg bis zum Rhein und dem südlichen Köln teilen sich die Ernte. In sechs Jahren hat sich die Zahl dieser Ernteteiler nun vervierfacht. Im vergangenen Jahr konnte ich ein junges Ehepaar für diesen Betriebszweig gewinnen, das in den Ort gezogen ist.  Insgesamt sind in diesem Bereich nun vier Personen in Teilzeit mit einem Jahreszeitkonto beschäftigt. Mit der SoLaWi erwirtschaften wir bald fast so viel Umsatz wie mit unserer Milch. Für die Milch plane ich eine mobile Käserei und für die Direktvermarkung der Bruderkälber aus kuhgebundenen Aufzucht steht eine Kooperation mit einer mobilen Schlachterei in den Startlöchern. Es ist ein Witz: Als Landwirt bekommt man nur 20 Cent mehr für ein Kilogramm Biofleisch und dann liegt es für den doppelten Verkaufspreis im Laden.  Wie soll ich denn bei diesen Marktverhältnissen meine Mitarbeiter fair bezahlen?

Welche Vorteile bietet der direkte Absatz an die Verbraucher in der Region?

Neue Konzepte wie die SoLaWi und die dortige Wertschätzung für unser Tun haben sicher auch dazu beigetragen, dass zwei meiner Töchter den Betrieb weiterführen möchten. Da fließt eine sehr hohe Anerkennung zurück. Wir sind mit dem Hof sehr präsent in den Medien, dadurch finden wir auch immer wieder Sympathisanten, die unsere Idee mittragen. Um auch in Zahlen zeigen zu können, welche Leistungen unser Hof für die Gesellschaft erbringt, habe ich dies durch die  Regionalwert Leistungen AG konkret berechnen lassen.

Ist Deine engagierte Öffentlichkeitsarbeit für Bio nur Aufwand oder bringt sie dem Betrieb auch Vorteile?

Das Engagement und die Bekanntheit des Betriebes in der Region bescheren uns manchmal durchaus positive Effekte. Beispielsweise  hat uns eine Landeigentümerin persönlich angeschrieben und fünf Hektar Ackerland für Getreideanbau angeboten, da es in ihrem direkten Umfeld keinen Biobetrieb gab. An die Kulturland eG konnte sie das Land dann auf Rentenbasis verkaufen. Diese hat es dann wiederum an uns verpachtet. Eine gute Lösung haben wir auch für unsere Getreideernte gefunden. Unsere Ackerflächen sind im Durchschnitt nur 1,5 Hektar groß – viele wesentlich kleiner. Die neuen großen Mähdrescher sind für diese Flächen nicht ausgelegt.  Wir bieten nun einem Hobby-Landwirt einen Stellplatz für seinen kleinen Mähdrescher und bekommen dafür auch auf den kleinen Schlägen unser Getreide fristgerecht geerntet. Man muss sich als Biolandwirt immer etwas einfallen lassen und offen für Neues ein.

Hier geht es zum Kampagnefilm der Kulturlandgenossenschaft

Berechnung der nachhaltigen Leistungen für den Hanfer Hof: