Sie haben es satt – und dies zu Recht. In einem breiten Kritiker-Bündnis von 60 Organisationen demonstriert die junge Generation für eine Wende in der Agrarpolitik. Ihre Forderung: die Agrar-Milliarden aus Brüssel sollen endlich umwelt- und klimafreundliche Praktiken in der Landwirtschaft finanzieren.

„Wir müssen unsere Landnutzung gründlich überdenken, damit meine Generation auch noch in Jahrzehnten lebenswerte Bedingungen vorfindet. Unser Ökosystem steht an seinen planetaren Grenzen“, sagt Myriam Rapior, Bundesvorstand der BUNDjugend und fordert, dass öffentliche Gelder auch für öffentliche Leistungen genutzt werden. Es sei ein Skandal, dass sich an dem falschen Subventionssystem seit Jahren nichts ändere und wahrscheinlich auch bis 2030 nichts ändern werde.

„Wir können nicht akzeptieren, dass sich die EU-Kommission mit ihrem Green Deal klimapolitisch so toll ambitioniert präsentiert, aber im Agrarbereich nicht entsprechend handelt, obwohl die europäische Agrarpolitik mit ihren finanziellen Mitteln hierbei eine so große Hebelwirkung hat“, argumentiert Rapior. „Die Produktion von Lebensmittel muss trotzdem doch Klima, Umwelt und Tiere schützen, sonst fahren wir den Planeten gegen die Wand. Wer das nicht erkennt, blendet einfach einen Teil der Realität aus. Wir demonstrieren seit Jahren gegen die verfehlte Agrarpolitik – doch es passiert nichts.“

Als Mitglied der Zukunftskommission Landwirtschaft ist die BUND-Vertreterin desillusioniert: “Die Zukunftskommission könnte ein erster Schritt sein, um eine gemeinsame Lösung zu formen, doch dafür ist entscheidend, dass die Politik das Gremium ernst nimmt.” Das politische Interesse an diesem Gremium sei ebenso wie die öffentliche Wahrnehmung der Position der Jugend bislang gering.

 

 

„Wir können uns ein ‚Business as usual‘ für die nächsten sieben Jahre nicht mehr leisten, sondern brauchen stattdessen eine sozialgerechte Transformation der Landwirtschaft, die Landwirtinnen und Landwirte bei der Anpassung an die Folgen des Klimawandels unterstützt und klimaschonendes Wirtschaften konsequent fördert”, fordert Fridays-for-Future-Aktivistin Julia Thöring Julia Thöring. Die Politik der nächsten zehn Jahre sei entscheidend dafür, wie gut wir die Klimakrise bewältigen werden, und der Landwirtschaft kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. Der aktuelle GAP-Reform-entwurf verfehle jedoch sogar die unzureichenden Klimaziele der EU meilenweit und bleibe damit Brandbeschleuniger der Klimakrise.

Die EU-Kommission hat mit dem Green Deal klare Ziele vorgegeben. „Die Klimakrise wartet nicht auf uns, die EU-Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) ist nun entscheidend“, sagt Martin Kaiser, geschäftsführender Vorstand von Greenpeace Deutschland. Als Mitglied der von der Bundeskanzlerin einberufenen Zukunftskommission Landwirtschaft macht sich der Greenpeace-Chef dafür stark, die Direktzahlungen Schritt für Schritt durch eine vollständig ökologisch ausgerichtete Förderung zu ersetzen. Es liege nun bei den Agrarminister:innen des Bundes und der Länder zu beschließen, die Betriebe die dringend benötigte Finanzspritze für einen ökologischen Umbau erhalten. „Die Betriebe stehen mit dem Rücken zur Wand. Wirtschaftlich fällt ihnen die exportorientierte Billigproduktion auf die Füße und gleichzeitig drohen durch die Erderhitzung und das Artensterben hohe Ernteverluste“, sagt Kaiser „Die zuständigen Politiker:innen müssen jetzt entscheiden, ob sie weiterhin Milliarden Steuergelder mit der Gießkanne verteilen oder endlich die dramatische Krise des Artenverlustes und des Klimas adressieren wollen.“

 

Weitere Infos zu den Forderungen:

 

BUNDjugend

Fridays for Future

WHES-Demo