Der faire Handel zeigt sich krisenfest. Die Stammkunden treffen die Kaufentscheidung nach Werten und nicht allein nach dem Preis, so das Fazit einer aktuellen Studie.  Für weiteres Wachstum könnte die öffentliche Hand  mit fairen Einkaufspraktiken sorgen.

Trotz globaler Krisen und Inflation hat der Faire Handel im vergangenen Jahr in Deutschland die zwei Milliarden-Grenze geknackt. Der Umsatz ist um 11,5 Prozent auf 2,18 Milliarden Euro  zu Endverbraucherpreisen gestiegen. Pro Kopf gaben die Verbraucher:innen durchschnittlich 25,83 Euro für fair gehandelten Produkten aus. Auf Lebensmittel entfiel dabei mit  82,5 Prozent der größte Anteil.  Neben der Umsatzentwicklung stellte das Forum Fairer Handel (FFH) in Berlin die Ergebnisse einer repräsentativen Konsumentenbefragung vor. Die Teilnehmer:innen wurden zur Wahrnehmung fairer Produkte, zu Kaufmotiven und zum Kaufverhalten befragt.

Knapp 70 Prozent gaben an, dass sie faire Produkte oftmals zufällig kaufen. Kund:innen, die gezielt nach fairen Produkten suchen, tun dies auch, wenn diese teurer sind. Die Gruppe der überzeugten Käufer:innen sucht auf der Verpackung gezielt nach Informationen zu den Herstellungsbedingungen. Die Befragung zeigt zudem, dass dies vor allem jüngere Menschen  (bis 39 Jahre) sind. „Was den Fairen Handel krisenfest macht, sind auch Verbraucher:innen, die nach Wert und nicht alleine nach dem Preis kaufen“, sagt FFH-Geschäftsführer Matthias Fiedler.

Die Kaufmotive sind nach der Erhebung sehr vielfältig. Etwa ein Drittel der Befragten führte eine faire Entlohnung der Erzeuger und den Verzicht auf Kinderarbeit an. Der Wunsch, nachhaltige Produkte zu konsumieren und die Erzeuger mit dem Kauf fairer Produkte zu unterstützen, wurde jeweils etwa von einem Viertel der Befragten als Motiv genannt.

Die Wirkung des Fairen Handels, untersuchte zeitgleich eine weitere Studie, die im September ausführlich vorgestellt werden soll. Die Erhebung zeige, dass die Akteure im Fairen Handel in den vergangen Jahren strategischer, koordinierte und politischer geworden seien. Durch Bündnisse und Kooperationen mit Gruppen wie der Initiative Lieferkettengesetz habe man die politische Arbeit erfolgreich intensivieren können, so die Bilanz der Studie.

Ein noch nicht  ausgeschöpftes Potenzial sieht die Studie im Bereich öffentliche Beschaffung. Hier ist in Sachen „fairer“ Einkauf offensichtlich noch reichlich Luft nach oben. Noch lange nicht am Ziel sei der Faire Handel zudem bei den Einkaufspraktiken im konventionellen Handel. Der gemeinsame Vorstoß  in der  Allianz für Faire und ökologische Marktwirtschaft (FÖM) bei Rewe und Aldi kann hierbei jedoch sicherlich als Schritt in die gewünschte Richtung gewertet werden.