Plötzlich ist jedem bewusst, wie abhängig wir von globalen Warenströmen sind. Lieferengpässe bei Masken und Produktionstops an den Fließbändern sorgen für eine tiefe Verunsicherung. Keiner will sich nun vorstellen, dass auch Lebensmittel knapp werden könnten. Die Forderungen nach einem Grünen Neustart werden laut.
„Vieles muss auf den Prüfstand“, sagt Dr. Alexander Beck, geschäftsführender Vorstand der Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller (AöL). Ob globale Lieferketten, der Stellenwert der Wissenschaft oder der Wert systemrelevanter Berufe – Wirtschaften müsse zukünftig anders gedacht werden. Es dürfe kein Zurück zum „business as usual“ geben, sondern nur ein Vorwärts in eine robuste, grüne Umgestaltung.
Die Anfälligkeit globaler Lieferstrukturen wirkt derzeit wie Wasser auf die Mühlen von Regional-Akteuren, Ernährungswende und der bäuerlichen Landwirtschaft: Die Corona-Pandemie zeige die Verletzlichkeit der arbeitsteiligen Weltwirtschaft. Das engagierte Netzwerk wünscht sich daher, dass Politik, Gesellschaft und Handel die globale Krise als regionale Chance verstehen.
Nach Angaben des statistischen Bundesamtes geht ein Viertel aller in Deutschland erzeugten landwirtschaftlichen Produkte in den Export. Gleichzeitig wird laut den Marktforschern von AMI rund zwei Drittel des in Deutschland verzehrten Gemüses importiert. „Eine Versorgung aus regionalen Wirtschaftskreisläufen kann Regionen in Krisensituationen resilienter machen und durch die lokale Wertschöpfung den Mittelstand vor Ort stärken“, argumentiert das Netzwerk. Der Bundesverband der Regionalbewegung e.V., die Marktschwärmer Deutschland, die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, das Netzwerk Solidarische Landwirtschaft und die Ernährungsräte fordern daher eine De-Globalisierung der Ernährungswirtschaft.
„Wir müssen den Neustart der Wirtschaft auch unter die Vorzeichen einer solidarischen und ökologischen Transformation stellen“, fordert UnternehmensGrün-Geschäftsführerin Dr. Katharina Reuter. Natürlich sei zunächst die Absicherung von Risiken in der Wirtschaft das Gebot der Stunde, damit Deutschland keine allzu heftige Pleitewelle sehe. Zu einer ganzheitlichen Antwort auf die Corona-Krise gehöre das Weiterdenken der Wirtschaftspolitik. Reuter fordert daher Fonds und Initiativen für einen sozialen und ökologischen Umbau der Wirtschaft.
„Perspektivisch braucht es eine Regionalisierung von Wirtschaftskreisläufen statt Handel mit klimaschädlichen Gütern um jeden Preis“, argumiertiert Lia Polotzek, BUND-Referentin für Wirtschaft und Finanzen. Um die Krisensicherheit der Landwirtschaft und eine wirtschaftliche und kulturelle Stärkung ländlicher Räume zu sichern, sollte es im Rahmen eines grünen Investitionsprogramms für Deutschland daher Investitionen hin zu regionalen und lokalen Wirtschaftskreisläufen geben. Gemeinsam mit der IG Metall fordert der BUND daher, die Chance zu nutzen, um die Wirtschaft zu „Fairwandeln“