In Zeiten weltweit knapper werdender Rohstoffe ist ein nachhaltiger Umgang mit Ressourcen für die Landwirtschaft aber auch die Finanzbranche wichtig. In einer Studie hat die GLS-Bank den Biolandhof von FairBio-Vorstand Klaus Engemann unter Klimaaspekten bewerten lassen.
In der internationalen Finanzbranche stehen die Bewertungskriterien für Unternehmen auf dem Prüfstand: Wer sich nicht auf den Klimawandel einstellt und nachhaltig mit Ressourcen umgeht, verliert zukünftig an Wert und Kreditwürdigkeit. Für eine bessere Bewertung ziehen die Berater inzwischen eine Gesamtkostenanalyse heran. Im Auftrag der GLS-Bank hat das Beratungsunternehmen Soil & More Impacts BV nun eine entsprechende Berechnung für drei Biobetriebe durchgeführt. Die GLS will untersuchen, ob das Konzept der Gesamtrechnung mittelfristig bei der Kreditvergabe berücksichtigt werden kann.
Soil & More hat sich als Beratungsunternehmen, auf das Thema Bodenfruchtbarkeit sowie Analyse und Entwicklung von Nachhaltigkeitsstrategien in der Landwirtschafts- und Lebensmittelbranche spezialisiert. Die Experten haben ein Gesamtrechnungsmodell für die Landwirtschaft entwickelt, das folgende Parameter umfasst:
- CO2e-Emissionen, CO2-Bindung,
- Wasserverbrauch und -verschmutzung,
- Erosion, Bodenaufbau,
- Biodiversität,
- Energieverbräuche, Transport der Waren zum Verbraucher,
- Bildungsarbeit und Gesundheit.
Am Beispiel des FairBio-Mitgliedes Biolandhof Engemann werden in der Tabelle die Gesamtkosten und Nutzen dargestellt, die durch die Referenzwerte in der Studie ermittelt wurden. Den größten Hebel auf dem Betrieb bildet der Bodenaufbau. Die über den Bodenaufbau stattfindende CO2-Bindung gleicht fast die gesamten landwirtschaftlichen Emissionen aus, was die Grundlage für eine permanente Humusbildung legt. Insgesamt generiert der Biolandhof Engemann basierend auf den angewendeten Modellen einen positiven gesellschaftlichen Nutzen von 1.401 € pro Hektar beziehungsweise insgesamt 85.679 €. Um die Ergebnisse der Studie mit konventionellen Betrieben vergleichen zu können, haben die Experten ein Vergleichsszenario auf der Datenbasis der Landwirtschaftskammer Niedersachsen erstellt. Ein vergleichbarer konventioneller Betrieb würde negative gesellschaftliche Kosten von 2.712 € pro Hektar verursachen.
Fazit
„Die Bewertung der Betriebe zeigt deutlich, dass die biologische und bio-dynamische Landwirtschaft das Potential hat, um mit den Herausforderungen eines sich ändernden Klimas umgehen zu können“, zieht Studienleiter Tobias Bandel von Soil & More Bilanz. „Nur der Erhalt des Status quo in Bezug auf Kohlenstoff- oder Humusgehalt reicht bei zunehmend extremer werdenden Wetterereignissen und damit verbundenen Begleiterscheinungen wie Erosion nicht aus. Auch die Biolandwirtschaft steht unter Druck“, erklärt Tobais Bandel. Intensivierung in Folge von Preisdruck, damit einhergehende kürzere Fruchtfolgen, Verzicht auf Aufbauphasen wie Kleegras und eine stiefmütterliche Behandlung des Dünger- und Kompostthemas, können aus seiner Sicht zu un-nachhaltiger Landwirtschaft mit Biozertifikat führen.
„Wir müssen landwirtschaftliche Praktiken wie Gründüngung, Bodendecker, schonende Bodenbearbeitung, Kompostierung ernsthaft ökonomisch und agronomisch angehen, damit Lebensmittel bezahlbar und Landwirtschaft in Deutschland möglich bleibt. Auf dem momentanen Preisniveau, auch im Biomarkt, sind diese sinnvollen und notwendigen landwirtschaftlichen Maßnahmen nicht möglich.“ Bandel fordert daher eine Veränderung im Handel, die nicht den Preis, sondern die Wertschätzung des Lebensmittels und damit der Landwirtschaft als Ziel hat.
Bio sichert positiven Nutzen für Mensch und Umwelt
Quelle: Soil&More Impacts, Gesamtkostenanalyse von Partnerbetrieben des GLS-Bank