Bio hielt Hof auf der Biofach in Nürnberg. Im Wettstreit um die heiß umworbenen Verbandslabel zeigten sich die Bewerber aus dem Lebensmittelhandel von ihrer besten Seite. Ein Überblick zum jeweiligen Beziehungsstatus.
Das Fazit schon mal vorab: die Flirtphase haben alle bereits hinter sich gelassen. Man hat sich näher kennengelernt und bemerkt nun grundlegende Unterschiede: die Zeit ist reif für Beziehungsarbeit.
Auf die längste Beziehung mit dem Lebensmittelhandel blickt Naturland zurück. Für dessen Geschäftsführer Steffen Reese läuft die Zusammenarbeit mit Rewe seit zehn Jahren hervorragend. Vieles sei auf einen guten Weg gebracht. Bei regelmäßigen Treffen werden Probleme geklärt. „Manchmal gibt es Themen, mit denen wir nicht so ganz glücklich sind. Manchmal eben Themen mit denen Rewe nicht ganz glücklich ist“, sagt Steffen Reese. Ein wichtiges Thema für Naturland sei die Gestaltung der Verkaufspreise, dies diskutiere man aber nicht nur mit dem konventionellen LEH.
Die Partnerschaft aus Sicht von Rewe beschreibt Daniel Kniel (links), Rewe Geschäftsleitung Ware/Vollsortiment, ebenfalls positiv. „Wir bekommen gute Projekte mit Naturland auf die Beine gestellt, die dann auch eine wirkliche Glaubwürdigkeit unseres Engagements nach außen dokumentieren“, sagt der Rewe-Manager, der seit einem Jahr zudem für das Brandmanagement von Rewe Bio verantwortlich zeichnet. Bio sei für Rewe ein strategischer Fokus und verzeichne seit zehn Jahren zweistellige Zuwachsraten. Das Thema Rewe Bio und Naturland will er zukünftig stärker aufladen. Gleichzeitig ist Daniel Kniel jedoch durchaus auf Brautschau. „Es sind nun neue Player auf den Markt gekommen, die mit Verbandsware ebenfalls große Sprünge in den Umsatzanteilen machen. Wir werden unsere Sortimente daher erweitern und suchen dafür auch neue Partnerschaften und Lieferanten.“
Für Bioland ist die Umsetzung von FairPlay-Regeln in der Praxis ein Prozess.
Vor einem Jahr kündigten Bioland und Lidl auf der Biofach ihre Zusammenarbeit an. Für Bioland-Präsident Jan Plagge hat das gemeinsame erste Jahr ganz gut geklappt. „Es ist nicht alles glatt gelaufen, doch wir haben ein Mechanismus zur Korrektur“, beschreibt der Bioland-Chef die Beziehung. Um die Einhaltung der mit Lidl vereinbarten Fairplay-Regeln zu überwachen, haben die Biolandbauern Richter als Ombudsmänner gewählt. „Im vergangenen Jahr wurden einige Fälle gemeldet, aber auch relativ schnell auch gelöst“, berichtet Jan Plagge. Nicht alles was die Geschäftsführung verspreche, sei einem Tag später auch im Einkauf umgesetzt. Doch dies sei in einem Verband auch nicht anders. Was Bioland in den Richtlinien beschließe, sei auch nicht am Tag danach auf allen Betrieben umgesetzt. „Doch wenn wir die Richter nicht hätten, würde der Mechanismus in der Praxis nicht wirken – viel Arbeit haben sie bislang nicht“, so sein Fazit.
Globus-Manager Prof. Dr. Horst Lang (Mitte) wünscht sich eine Modernisierung in der Ökovermarktung.
„Es ist keine einfache Geschichte“, zeigt sich Demeter-Vorstand Alexander Gerber etwas ernüchtert von den Bewerbern aus dem klassischen Lebensmittelhandel. Man habe bislang gute, aber auch schlechte Erfahrungen gemacht. „Wenn wir als Verbandsbio mit dem LEH arbeiten, müssen wir andere Formen des miteinander Handelns entwickeln. Der LEH muss verstehen, dass man Projekte gemeinsam entwickeln und auch gemeinsam Verantwortung über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg übernehmen muss.“
Als positives Beispiel wurde das saarländische Handelshaus Globus vorgestellt, mit dem Demeter seit 2015 kooperiert. Mit rund 5000 Bioartikel im Sortiment erreichen die bundesweit insgesamt 47 SB-Warenhäuser einem Bioumsatzanteil von 6 Prozent. „Wir haben eine tolle Zusammenarbeit, bei der jedoch auch viele Hürden überwunden werden mussten“, beschreibt Dr. Horst Lang, Globus Leiter für die Bereiche Qualitätssicherung, Umwelt und Arbeitssicherheit, die Beziehung. „Wir sind stolz, ein Partner von Demeter zu sein. Wir sehen jedoch auch, wie sich der Biomarkt entwickelt“, räumt Horst Lang ein und kritisiert die teils veraltete Organisation in der ökologischen Landwirtschaft: „Um den Markt richtig bearbeiten zu können, muss man dort anfangen, moderner zu denken.”
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